Gesund und aktiv im Pflegeheim

Fitness, Ernährung, Entspannung sind für viele von uns selbstverständlicher Teil eines aktiven und gesunden Lifestyles. Achtsamkeit, neudeutsch Mindfullness, Gehirnjogging und langes Lernen sollen uns geistig fit und leistungsfähig für die Anforderungen der modernen Arbeitswelt halten. Dass man dabei auch noch Spaß haben kann zeigen uns unzählige Bilder von jungen, aktiven Menschen mit strahlendem Lächeln in Urlaubslaune.

Gesundheit, Vorsorge und Prävention sind aber keine Frage von Alter oder Lifestyle. Im Gegenteil: Je älter wir werden, umso mehr schätzen wir unsere Gesundheit. Natürlich relativiert sich der Begriff Gesundheit mit dem Alter. Aus kleinen Wehwehchen werden echte Gebrechen. Trotzdem sollte jeder von uns auch im Alter soweit wie möglich ein gesundes und aktives Leben führen können. Mit der richtigen Unterstützung gelingt das sogar, wenn sich die Lebensverhältnisse durch den Umzug in ein Pflegeheim drastisch verändern.

Gesundheitsförderung und Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen

Wie das geht? Seit gut einem Jahr unterstützen die Pflegekassen die (teil-)stationären Pflegeinrichtungen dabei, dass Maßnahmen zur Gesundheitsförderung für die Bewohner in den Alltag Einzug halten. Gemeint sind nicht sporadische Bewegungsübungen mit einzelnen Bewohnern oder Ähnlichem: Alle Bewohner, Mitarbeiter, Angehörige und Ehrenamtliche sollen einbezogen werden, damit ein gemeinsames Bewusstsein für Gesundheit im Alter entsteht und die ganze Einrichtung als Quelle für Gesundheitsförderung verstanden wird.

Verbliebene Fähigkeiten stärken und fördern ist das Motto dieser Form von Verhältnisprävention, damit ältere Menschen auch im Pflegeheim ein weitmögliches aktives Leben führen können. Selbst beeinträchtigte, multimorbide und pflegebedürftige Menschen verfügen über Gesundheitspotenziale, die gefördert werden können und sollten. Wegen der individuellen Beeinträchtigungen des Einzelnen kommt es hier mehr darauf an, dass die Lebensbedingungen nachhaltig gesundheitsfördernd gestaltet werden.

Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen ist Neuland!

Warum sollten ältere Menschen in Pflegeheimen nicht mehr vom Leben erwarten dürfen als Kost und Logis? Was Pflegeeinrichtungen über die reine Pflege hinaus für die Gesundheit ihrer Bewohner tun sollten weiß noch keiner so genau. Wie sie es tun könnten, empfiehlt der Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen des Spitzenverbandes Bund der Pflegekassen. Für die Kriterien, Methodik und Evaluation im Leitfaden wurde unabhängiger Sachverstand aus der Pflegewissenschaft hinzugezogen. Das hatte der Gesetzgeber mit der Einführung des neuen § 5 Abs. X SGB XI (2015; BGBl) so vorgesehen, da es nicht genug praktische Erfahrungen und wissenschaftliche Empfehlungen auf diesem Gebiet gibt.

Damit aus der praktischen Umsetzung von Maßnahmen in den Pflegeeinrichtungen weitere Erkenntnisse für geeignete Präventionsprogramme für ältere Menschen in Pflegeheimen gewonnen werden können, erfassen die Pflegekassen qualitative und quantitative Parameter der durchgeführten Projekte an zentraler Stelle beim Medizinischen Dienst der Spitzenverbände (MDS). Dieser fasst die Ergebnisse trägerübergreifend zu einem Gesamtbericht für die Nationale Präventionskonferenz zusammen.

Plan, Do, Check, Act – der Gesundheitsförderungsprozess in der stationären Pflege

In jedem Präventionsvorhaben soll zunächst eine Bedarfsermittlung im Pflegeheim mit allen Risiken und Potenzialen durchgeführt werden. Anschließend werden daraus die Ziele abgeleitet, die im Pflegeheim erreicht werden sollen und geeignete Maßnahmen zur Verbesserung der gesundheitsrelevanten Verhältnisse und Verhaltensweisen vereinbart. Die Umsetzung der Maßnahmen braucht in der Regel die richtige Unterstützung und muss auf jeden Fall für die spätere Evaluation dokumentiert werden. Wichtig ist, dass alles unter Beteiligung der Bewohner, Mitarbeiter, Angehörigen und Verantwortlichen der Pflegeeinrichtung passiert.

Das primäre Präventionsziel in der stationären Pflege ist es, die gesundheitsfördernden Potenziale von Pflegeeinrichtungen zu stärken. Wem das zu abstrakt ist, der kann sich an die Teilziele des Leitfadens für einzelne Handlungsfelder halten: Ernährung, Körperliche Aktivität, kognitive Ressourcen, psychosoziale Gesundheit, Vermeidung von Gewalt. Klingt in weiten Teilen gar nicht anders als unsere Lifestyle-Prävention, nur eben angepasst an die Gesundheit im Alter und die veränderten Lebensbedingungen.

Und der zusätzliche Aufwand, können wir uns den leisten?

Unsere Gesundheit ist eine Hypothek, die wir lebenslang abbezahlen müssen. Wenn wir nicht in gesunde Ernährung, Fitness, Entspannung und Frohsinn investieren, verliert unsere Gesundheit schneller ihren Wert. Auch die Initiierung eines Gesundheitsförderungsprozesses in einem Pflegeheim ist ein großes Investment. Verantwortliche müssen überzeugt, Mitarbeiter für Schulungen und Aktionen freigestellt und Bewohner mitgenommen werden. Das Ganze soll analysiert, geplant, umgesetzt und dann auch noch evaluiert werden. Das hört sich nach jeder Menge Arbeit und Aufwand für die Gewinnung von Neuland an.

Die Pflegekassen beraten und unterstützen

Die Pflegekassen beraten und unterstützen die Pflegeeinrichtungen bei diesem Vorhaben und sie fördern sie auch finanziell, soweit die Programme im Einklang mit dem Leitfaden sind. Wem das primäre Präventionsziel zu hoch gegriffen scheint und erst mal ganz konkrete Maßnahmen zu den Handlungsfeldern ausprobieren möchte, kann bei den Pflegekassen nach fertigen Programmen fragen. Für einzelne Handlungsfelder werden schon Rundum-Programme angeboten und gefördert, mit denen Pflegeeinrichtungen durch die Schritte des Gesundheitsförderungsprozesses begleitet werden. Manche dieser Programme bieten die Pflegekassen mit qualifizierten Kooperationspartnern flächendeckend an, andere werden mit jeder Einrichtung individuell abgestimmt. So kann jede Pflegeeinrichtung für sich die richtige Balance zwischen Einsatz und Gewinn wählen. Dass das ganze Pflegeheim mit den Verantwortlichen, Mitarbeitern und Bewohnern am Ende gewinnen wird, davon sind die Pflegekassen in Bayern schon jetzt überzeugt.

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