Kein Stress - Wie wir lernen können, mit Stress gelassener umzugehen

Jeder hat mal Stress. Wir können nicht mehr klar denken, bekommen Herzrasen, Verdauungsprobleme oder Verspannungen. Dauerhafter Stress kann zu chronischen Erkrankungen führen. Aber es gibt Möglichkeiten, dem Teufelskreis zu entrinnen.

Ertappt... die Schultern sind oben, die Zähne fest zusammengebissen, der Bauch angespannt. Gerade versuche ich wieder alles unter einen Hut zu bekommen: Kind eins den PC fürs Home-Schooling herzurichten, Kind zwei die Aufgaben in Englisch zu erklären, selber gleich fürs nächste Online-Meeting am Schreibtisch zu sitzen und eigentlich sollte das Mittagessen auch schon längst auf dem Herd stehen. In Gedanken bin ich schon bei den übernächsten To-dos wie Waschmaschine einschalten, Spülmaschine ausräumen, Arzttermine vereinbaren und, und, und. Ich bin im Stress!

Was ist Stress?

Stress ist die eigene körperliche und psychische Reaktion sowie die wahrgenommene Belastung durch bestimmte äußere Reize (Stressoren). Er wird subjektiv wahrgenommen: Was den einen auf 180 bringt, lässt den anderen kalt. Können wir die Belastungen gut meistern, macht uns das optimistisch, glücklich und leistungsfähig und wir nehmen den Stress als positiv wahr (sog. Eustress). Dazu gehören zum Beispiel das Lampenfieber eines Schauspielers oder die Glücksgefühle vor einem Ereignis wie Heirat oder Geburt. Situationen, in denen wir uns überfordert, gereizt oder ängstlich fühlen, sind hingegen negativer Stress (sog. Distress). Unser Körper reagiert, indem er Stresshormone wie Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol ausschüttet. Das führt unter anderem zu erhöhtem Blutdruck, Schwitzen, einer gehemmten Verdauung sowie schnellerem Herzschlag und Atem. Andauernder, negativer Stress kann unserer Gesundheit auf vielfältige Art und Weise schaden und beispielsweise zu Kopf- und Rückenschmerzen, Herzerkrankungen, Tinnitus und anderen psychischen und physischen Erkrankungen führen.

Säbelzahntiger gibt’s nicht mehr

Zurück zu meinem Stress. Ich versuche mich an das zu erinnern, was wir im Landesverband kürzlich im Rahmen eines Stress-Seminars gelernt haben. Als erstes: Schultern runter. Damit kommen wir raus aus der Schutzhaltung, die unsere Vorfahren bei Gefahr eingenommen haben, um ihren Kopf zu schützen. Der Körper signalisiert uns so, dass wir in einer Stresssituation sind. Heute ist das eher unpraktisch, denn Säbelzahntiger, vor denen wir uns vor Urzeiten schützen mussten, gibt’s keine mehr. Also, Schultern runter und dem Körper zeigen: Es droht keine körperliche Gefahr, Du kannst Dich entspannen.

Denkmuster erkennen und wandeln

Aber gelöst ist mein Stress damit nicht. Also, was hilft noch? „Setzen Sie die Situation in Relation“, erinnere ich mich. Ist die Situation wirklich so dramatisch? Wie werde ich morgen oder in einem Jahr darüber denken? Was bringt es und wozu führt es, wenn ich mich jetzt weiter darüber aufrege? Was ist das Gute an der Situation, kann ich etwas daraus lernen? „Nein, es gibt Schlimmeres“, denke ich mir. „Morgen ist das vergessen.“ Und was wäre so schlimm, wenn ich meiner Tochter erst ein paar Minuten später die Englisch-Aufgabe erkläre oder sie bitte, ihre Klassenkameraden zu fragen?

Denkmuster wie ‚Das darf doch nicht wahr sein‘, der Blick auf das Negative, Defizit-Denken, Negative-Konsequenzen-Denken oder das persönlich Nehmen von Ereignissen verschärfen Stresssituationen. Indem wir reflektieren und die Situation bewusst wahrnehmen, können wir dem entgegenwirken. ‚Das darf doch nicht wahr sein‘ wird zu ‚Doch, das ist jetzt gerade so. Aber ich entscheide, dass ich mich nicht darüber ärgere. Es bringt mir nichts‘.

Die inneren Antreiber kennen

Hilfreich finde ich auch die Auseinandersetzung mit dem tiefenpsychologischen Modell der inneren Antreiber (Transaktionsanalyse). Verhaltensbeobachtungen zeigten, dass Menschen bestimmte Verhaltensgewohnheiten gemeinsam haben und zu manchen eher neigen als zu anderen. Innere Antreiber sind nicht per se schlecht, sie haben auch viele Vorteile und es ist völlig normal, dass jeder ein oder mehrere starke Antreiber hat. Sie können uns jedoch ganz schön stressen, wenn wir zu viel von einem haben. Gleichzeitig befeuert Stress den stärksten inneren Antreiber, sodass eine Abwärtsspirale entsteht. Es kommt also auf die Dosis an.

Die fünf inneren Antreiber sind

  • Sei stark!
  • Sei perfekt!
  • Mach es allen recht!
  • Streng dich an!
  • Beeil dich!

Auch hier hilft es zu reflektieren. Bin ich der „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“-Typ? (Antreiber: „Sei stark!“). Dann helfen Fragen wie: ‚Gönne ich mir ausreichend Pausen‘, ‚Fällt es mir leicht, anderen zu vertrauen‘, ‚Empfinde ich das Zeigen von Gefühlen als Zeichen von Schwäche‘? Alleine das Sich-selbst-beobachten hilft häufig schon, gelassener mit schwierigen Situationen umzugehen. Es geht nicht darum, die inneren Antreiber abzustellen, sondern die Wahl zu haben, ob wir sie zur Wirkung kommen lassen wollen oder nicht. Auf der Seite der Resilienz Akademie sind die inneren Antreiber gut zusammengefasst und verständlich erklärt.

Meine persönlichen Antreiber kenne ich inzwischen. Welche das sind? Das bleibt mein Geheimnis. Natürlich gibt es noch viele weitere Tipps und Strategien gegen Stress. Dies soll nur ein Auszug anhand eines praktischen Beispiels sein, wie es wahrscheinlich Viele gerade erleben. Was das heutige Mittagessen betrifft, habe ich beschlossen, es gibt kalte Küche. Und heute Abend darf mein Mann die Familie bekochen.

Mein Tipp: Unter www.bkk-gesundheit.de finden Sie weitere hilfreiche Tipps gegen Stress.

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