WeltRheumaTag – PETRA 2.0 – ein ganzheitlicher Therapieansatz

PETRA steht für Personalisierte Therapie bei Rheumatischer Arthritis (kurz Rheuma). Personalisiert heißt in diesem Zusammenhang, dass die erkrankte Person mit ihrem Körper, ihrer Seele und ihrem Geist im Mittelpunkt des therapeutischen Ansatzes steht. Die Rheumatoide Arthritis ist eine chronische Erkrankung, an der bis zu ein Prozent der Bevölkerung leiden, bei Frauen tritt sie häufiger auf. Typisch ist, dass die Krankheit schubweise verläuft und nicht im üblichen Sinne geheilt werden kann. Das immer wiederkehrende Auftreten von Symptomen, wie andauernden Schmerzen, gestörtem Schlaf oder Abgeschlagenheit, kann verunsichern und das eigene Rollenbild im alltäglichen Umgang mit Mitmenschen bei der Arbeit oder im Familienkreis beeinträchtigen. Man empfindet oft das unangenehme Gefühl von Hilfe und Information anderer abhängig zu sein. Die Gründe, warum eine Rheumatoide Arthritis entsteht, sind meist vielfältig und können auch psychosomatische Anteile haben. Ebenso vielfältig sind aber auch die Möglichkeiten auf psychologischer Ebene, die Symptome zu verringern. Hier setzt PETRA 2.0 an.

Der Mensch wird mit all seinen Fähigkeiten, Stärken, Schwächen, Lebensumständen, Gefühlen, Ängsten, Zweifeln, Problemen im Ganzen wahrgenommen. Gemeinsam mit Therapeutinnen und Therapeuten werden Möglichkeiten und Ansatzpunkte zur Verbesserung des Umganges mit der Erkrankung gesucht.

Was steckt hinter dem Programm? Eine Skizze des Projekts PETRA 2.0, das im Rahmen des Innovationsfonds der Gesetzlichen Krankenversicherung neue Therapiemethoden mit Erkenntnissen aus der Psychoneuroimmunologie erforscht.

Kompetenztrainings im Sinne der ganzheitlichen Therapie

Der ganzheitliche Therapieansatz von PETRA 2.0 umfasst die bisher etablierte medikamentöse und physiotherapeutische Behandlung und wird durch ein halbjähriges Kompetenztraining für die Erkrankten ergänzt. Diese Kompetenztrainings umfassen 15 Termine an denen sich eine Gruppe von 6-10 Erkrankten trifft.

An den einzelnen Terminen werden verschiedene krankheitsspezifische Themenschwerpunkte sowie Themen aus der Persönlichkeitsentwicklung vermittelt und es besteht die Gelegenheit zum Austausch mit anderen Betroffenen.

Die Themen reichen von Ernährung, Sport, Bewegung hin zu Entspannungsübungen, Umgang mit Emotionen wie Angst, Ärger, Wut sowie Depressionen, Zweifel oder Überdruss. Die Erkrankten lernen diesen Emotionen oder widrigen Lebensumständen nicht hilflos ausgesetzt zu sein, sondern selbst darauf Einfluss zu nehmen. Sie bekommen Werkzeuge an die Hand, die sie befähigen, in den Situationen fest im Sattel sitzen zu bleiben bzw. gut wieder in ihre Mitte zurückzukommen.

Die Patientinnen und Patienten sollen somit in ihrer Selbstkompetenz bezüglich des Lebens mit ihrer Erkrankung gestärkt werden. Dabei liegt der Fokus auf der Persönlichkeitsentwicklung, d.h. wie die Erkrankten in ihrem Leben stehen, wie sie gut auf sich selbst achten und sich,wenn nötig, von anderen abgrenzen können und gut für sich selbst sorgen und sich aber auch von anderen Unterstützung holen können. Dies lernen die Teilnehmenden, indem sie zum Beispiel ihre Bedürfnisse und Wünsche äußern, sich nicht selbst verurteilen, nicht mit sich selbst hart ins Gericht gehen, sondern liebevoll und verständnisvoll den Zugang zu sich (wieder) finden und im Alltag zu erhalten. Die Patientinnen und Patienten lernen, sich von äußeren Einflüssen besser zu lösen und sich nicht der Erkrankung und ihrem Umfeld ausgeliefert zu fühlen.

Selbst etwas erreichen und bewegen

Das Ziel ist es, sich selbst wieder in den Flow zu bringen, sich selbst abzufangen, aufzufangen, sich selbst zu ermächtigen und die Wahl zu haben: „Ja, mir geht es körperlich gerade nicht gut“ oder „Ich brauche eine Pause“ oder „Ich muss mich um mich selbst kümmern, dann geht es mir wieder besser“.

"Das ist ein sehr hohes Ziel!", werden Sie jetzt vielleicht denken? Dabei sollten auch Nicht-Erkrankte danach streben, dies zu erlernen. Im Falle einer chronischen Erkrankung ist aber besonders wichtig, dies als Emotional- oder Soft Skill zu beherrschen, um sich seiner Krankheit nicht ausgeliefert zu fühlen, eigene Belastungsgrenzen kennen zu lernen und aus dem Teufelskreis der Krankheitsschübe verbunden mit Schmerzen, Ängsten, Immobilität und damit hergehender gedrückter Stimmung auszubrechen. Ausgeglichenheit, gute Stimmung, weniger Schmerzen, mehr Mobilität, weniger Krankheitsschübe - so das Ziel.

Diese Ziele müssen die Teilnehmenden nicht alleine erreichen. Sie werden dabei begleitet durch eine Gruppenleitung (Psychotherapeutin oder Psychotherapeut) und weiteren Leidgeplagten (an Rheumatoider Arthritis Erkrankten), mit denen sie in der Gruppe Erfahrungen austauschen können.

Das Studiendesign von PETRA 2.0

Für den Nachweis der Wirksamkeit der Kompetenztrainings werden die Teilnehmenden an PETRA 2.0 per Zufall in zwei Gruppen eingeteilt: Die eine Gruppe nimmt an den oben beschriebenen Kompetenztrainings teil und die andere Gruppe nicht. Alle Teilnehmenden gehen wie gewohnt zu ihren Routinekontrollterminen in ihre rheumatologische Praxis. An diesen Terminen werden bei allen Teilnehmenden verschiedene medizinische und psychologische Parameter erhoben, die über den gesamten Zeitraum beobachtet werden. Im Anschluss daran werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den beiden Gruppen herausgearbeitet.

Das Projekt dauert insgesamt von 01. Juli 2021 bis 31. Dezember 2024; Versicherte können sich ab Februar 2022 einschreiben. Interesse? Informationen erhalten Sie bei Ihrer Betriebskrankenkasse (BKK) oder bei den Autorinnen dieses Beitrags, Claudia Bentele, Telefon: 089 74579155 und Jennifer Ettl, Telefon: 089 74579166 sowie über petra(at)bkk-lv-bayern(.)de .

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