Stephen Hawking und was Mediziner von seinem Leben lernen

Am 14. März 2018 ist Stephen Hawking im Alter von 76 Jahren verstorben. Für alle, die mit diesem Namen nichts anzufangen wissen: Der Brite Stephen Hawking war ein theoretischer Physiker und Astrophysiker und hat in seinem Leben viele bedeutsame Werke zu schwarzen Löchern im Universum und zu kosmischen Vorgängen geschrieben.

Viele kennen die Bilder von ihm: im Rollstuhl sitzend, beim Schreiben und anderen Tätigkeiten auf fremde Hilfe angewiesen, aber im Kopf bis zu seinem Lebensende ein Genie.

Was veranlasst mich nun, über Herrn Hawking einen Blog zu schreiben? Es war folgende Meldung: Schon 1963, also mit ca. 21 Jahren erhielt er die Diagnose, an Amyotrophischer Lateralsklerose (ALS), einer nicht heilbaren, degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems, erkrankt zu sein. Und es war vor allem die weitere Meldung: Die Ärzte prophezeiten ihm damals, nur noch wenige Jahre zu leben. Aus den wenigen Jahren sind stolze 55 Jahre geworden. Jahre, in denen er nach den Schilderungen Freude am Leben, seiner Arbeit und seinem Erfolg hatte.

Diagnose als Motivationsschub oder als Todesförderer

Was wäre passiert, wenn Stephen Hawking der Prophezeiung der Ärzte Glauben geschenkt hätte? Wir alle wissen es nicht. Wir wissen aber, dass die Diagnose bei ihm einen Motivationsschub verursacht hat und er sich in seinem weiteren Leben gerade nicht von den Prophezeiungen der Ärzte hat beeindrucken lassen. Vielleicht war er auch in diesem Zusammenhang ein Genie. Viele andere Menschen erhalten bei dem Krankheitsbild ALS ebenfalls die Auskunft, dass ALS eine tödliche Krankheit sei und innerhalb von wenigen Jahren zum Tode führe. Und wenn sie dieser Prophezeiung glauben, dann trägt sie dazu bei, Realität zu werden.

Individuelles Leben ist nicht von Ärzten vorhersehbar

Ich möchte an dieser Stelle ein flammendes Plädoyer dafür halten, dass Ärzte sich künftig ihrer Prophezeiungen und Prognosen zum Lebensende enthalten. Wir wissen inzwischen, dass der Glaube bei jedem einzelnen Menschen Berge versetzen kann, und gerade angesichts dessen halte ich Prophezeiungen der Ärzte, wie sie auch Stephen Hawking erfahren hat, für unangemessen. Sie mögen gut gemeint sein, aber sie beeinflussen Menschenleben. Wir kennen aus der Literatur Schilderungen von Menschen, die sich von ALS geheilt haben (Alex Loyd / Ben Jonson, Der Healing Code). Nichts ist also unmöglich, wenn es auch vielleicht nicht wahrscheinlich ist.

Mut und Lebenswillen schaffen Lebenszeit

Nicht jeder Mensch ist so resilient, wie es Stephen Hawking wahrscheinlich war. Deshalb wünsche ich mir einen anderen Umgang von Ärzten mit Informationen über den Weg von Krankheiten. Was spricht dagegen, den Menschen mitzugeben, dass mit Mut und Lebenswillen – egal bei welcher Diagnose – alle Entwicklungen möglich sind? Das trifft die Realität mindestens ebenso wie einem Menschen mitzuteilen, dass er an dieser Krankheit mit Sicherheit innerhalb weniger Jahre versterben wird. Meiner Ansicht nach hat kein Arzt die Pflicht und auch nicht das Recht, anderen Menschen zu sagen, in welchem Zeitraum sie an einer Krankheit mit Sicherheit sterben werden. Es ist daher wichtig, dass Ärzte ihre Patienten dabei unterstützen, das Beste und Möglichste aus ihrer Lebenszeit zu machen.

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