Corona-Lockdown mit vielen offenen Fragen

Der lang diskutierte „light“ Lockdown hat sich eine Woche vor Weihnachten in einen „harten“ Lockdown gewandelt. Die Zahlen sind hoch. Die Überlastung des Gesundheitssystems droht.

Die Intensivstationen sind überlastet. Selbst das ärztliche Personal weist darauf hin, dass auch das Pflegepersonal auf Intensivstationen überlastet ist. Diese Überlastung in Bezug zu den schon bestehenden Betten auf der Intensivstation ist ein schon Jahrzehnte langer Zustand. Das Pflegepersonal ist seit Jahren knapp, die Intensivbetten ausgelastet. Betten schließen oder Herunterfahren von geplanten Leistungen waren in der Zeit vor Corona trotz Überlastung kaum eine Option. Die Pflegepersonaluntergrenzen sollten unter anderem Abhilfe schaffen.

Die Zahl der Intensivbetten in Krankenhäusern hierzulande wurde in den vergangenen Jahrzehnten ausgebaut: Sie stieg laut Statistischen Bundesamt um 36 % von 20.200 im Jahr 1991 auf 27.500 im Jahr 2018. Im gleichen Zeitraum stiegen die Vollzeitäquivalente im ärztlichen Dienst um 75%, während die Zahl der Vollzeitäquivalente des Pflegepersonals nur geringfügig um 1,53 % stieg. Die niedrige Prozentzahl hat ihren Ursprung darin, dass im Zeitraum 2001 - 2008 erst einmal ca. 20.000 Stellen im Pflegedienst abgebaut worden sind. Hier lässt sich eine Schieflage schon vermuten.[1]

Ein großer Teil der Bevölkerung hat Verständnis für die getroffenen Maßnahmen.

Trotz alledem stellen sich einige Fragen:

  • Wie kommt der rasante Anstieg zustande?
  • Liegt es an den verzögerten Meldezeiten bedingt durch die Rückstände der Labortestungen?
  • Wurde das Augenmerk zu sehr auf die sogenannten „verantwortungslosen „Feierer“ gelegt, anstelle auf die vulnerablen Gruppen insbesondere in den Pflegeheimen, wo sich das Hauptgeschehen abspielt?[3]
  • Wurde überprüft, welchen Weg das Virus in die Altenheime gefunden hat?
  • Warum hat man nicht grundsätzlich die Risikogruppen regelmäßig getestet bzw. an diese Gruppen FFP2- Masken ausgegeben?
  • Wurde das Pflegepersonal bisher aus Angst darüber, dass das Pflegepersonal ggf. ausfallen könnte, weniger getestet?
  • Kann der Anstieg durch die Witterung und die Masken begründet werden?

In der Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Auswirkung von Mund-Nasenmasken auf den Eigen- und Fremdschutz bei aerogen übertragbaren Infektionen in der Bevölkerung äußerten die Autoren dieser Studie Bedenken in Bezug auf die Verwendung von Stoffmasken. Als Gründe für das erhöhte Infektionsrisiko bei Stoffmaskenträgern wurde genannt:

  • die durch Feuchtigkeit bedingten besseren Lebensbedingungen für Viren
  • das mehrfache Benutzen der Masken
  • die ungenügende Reinigung dieser Masken bei mehrfachem Gebrauch[4]

Zu beobachten ist, dass die Masken auf und abgenommen werden, am Ellbogen getragen werden oder sogar im Auto am Spiegel aufgehängt werden. Nicht jeder desinfiziert sich nach dem Hantieren mit der getragenen Maske die Hände. Zudem ist bei Feuchtigkeit die Wirkung der Maske unwirksam.

Es bleibt zu hoffen, dass in der Zeit des Lockdowns anstelle nur auf eine Impfung zu setzen, ein Konzept gefunden wird, sodass ein Stopp and Go auf Dauer mit einer Spaltung der Gesellschaft durch Suche von Schuldigen und Schubladendenken vermieden werden kann.

 

 


 

[1] Zahl der Intensivbetten in Deutschland von 1991 bis 2018 um 36 % gestiegen - Statistisches Bundesamt (destatis.de); abgerufen am 14.12.2020

[2] RKI Testzahlen Rückstau Stand 09.12.2020 https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Testzahlen-gesamt.html abgerufen am 13.12.2020

[3] Kauerman et al. Todesfälle durch COVID-19 - Adjustiert auf die Einwohnerzahl zeigt sich keine ausgeprägte Übersterblichkeit, CODAG Bericht Nr 4, LMU Institut für Statistik; 10.12.2020

[4] Dellweg D et al. Stellungnahme der DGP zur Auswirkung von Mund-Nasenmasken… Pneumologie 2020; Thiemeverlag 74: 331–336; 20.05.2020

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