Im Sommerinterview auf den Zahn gefühlt

Eine Viertelstunde, zwei Personen, zwei Kaffee und fünf Fragen. Mehr braucht es nicht, um einen ersten Einblick in das Aufgabengebiet der Kollegin Ricarda Wolf zu bekommen, die den Bereich Zahnärztliche Versorgung beim BKK Landesverband Bayern verantwortet.

Womit beginnen Sie Ihren Arbeitstag?

Als erstes gehe ich über den Flur und begrüße die Kolleginnen und Kollegen in meiner Abteilung Ambulante Versorgung. Und, ohne Kaffee läuft bei mir nichts. Den brauche ich, um zu Beginn des Arbeitstages E-Mails zu checken und meinen Tag zu strukturieren.

Wie erklären Sie Ihr Aufgabengebiet einem 12-Jährigen?

Ich bin zuständig dafür, wieviel Geld die Zahnärzte von den Betriebskrankenkassen in Bayern von den Versicherten der Betriebskrankenkassen bekommen und wie die Rahmenbedingungen für die Leistungserbringung und Vergütung zu gestalten sind. Dafür führe ich viele Gespräche und Schriftwechsel mit Zahnärzten und mit Krankenkassen der eigenen und anderen Kassenarten in München und auch in Berlin.

Was ist das Spannendste an Ihrem Job?

Das Spannendste ist: Es gibt keine Routine und immer wieder neue Herausforderungen. Kurz gesagt: Es gibt keine Langeweile.

Stellen Sie sich vor, Sie sind Gesundheitsministerin. Was packen Sie zuerst an?

Ich würde die GKV-Leistungen entrümpeln und gucken, was wirklich notwendig über die Solidargemeinschaft finanziert werden muss. Wichtig ist es, die Eigenverantwortung zu fördern, denn Staat und Krankenversicherung sollen ja nicht Mutter und Vater der Bürger sein.

Dabei ist es wichtig, mit Anreizen für die Bürger zu steuern und weniger durch Vorschriften. Gleichwohl brauchen die Leistungsanbieter klare Regeln, damit die Kosten und Leistungen nicht aus dem Ruder laufen.

Was mich wirklich aufregt, ist der Gemeinplatz "Die GKV zahlt immer weniger", denn er stimmt schlichtweg nicht. Da wünsche ich mir mal eine Öffentlichkeitsarbeit aus dem Gesundheitsministerium, die verdeutlicht, was die Krankenkasse alles zahlt. Klar wurden vereinzelt Leistungen gestrichen; die Versorgung mit Brillen wird in diesem Zusammenhang oft genannt. Aber über die medizinisch, technischen Möglichkeiten kommen immer mehr Leistungen hinzu: Neue Methoden für die Behandlung von Krebs, Gendiagnostik und vieles anderes mehr. Wenn etwas nachweislich einen Nutzen bringt, dann wird es ja auch von den Krankenkassen bezahlt.

Ich wünsche mir aber auch ein ressortübergreifendes Arbeiten. Mit dem Verkehrsminister könnte zum Beispiel angegangen werden, die Mobilität mit dem Fahrrad und damit die körperliche Bewegung zu fördern. Mit den Ressorts Landwirtschaft und Finanzen würde ich eine Zuckersteuer einführen, denn Süßigkeiten sind viel zu günstig bei uns und deshalb auch für Kinder leicht erschwinglich.

Gefährlich finde ich aktuell im Rahmen der Beratungen um das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVSG), dass die Punktwertdegression bei den Zahnärzten abgeschafft werden soll. Die Begründung, dass dadurch Hemmnisse der Niederlassung in strukturschwachen Gebieten abgebaut würden, ist nicht haltbar, da wir gerade in Bayern mit Zahnärzten und vor allem Kieferorthopäden überversorgt sind.

Womit schließen Sie Ihren Arbeitstag ab und welche Aufgabe wartet direkt nach unserem Interview auf Sie?

Am Ende des Arbeitstages bereite ich mich auf die Themen des nächsten Tages vor. So zum Beispiel eine Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern. Und konkret jetzt wartet auf mich ein Protokoll einer Sitzung mit einer Arbeitsgruppe von Zahnexperten einiger Betriebskrankenkassen, das ich erstellen muss.

0 Kommentare

Kommentare zum Blogartikel

Keine Kommentare

Kommentar schreiben

Schreiben Sie einen Kommentar zu diesem Blogeintrag

Bitte beachten Sie dabei diese Hinweise.