Miteinander reden! Der BKK Tag 2018 zur Kunst medizinisch

Miteinander reden! Der BKK Tag 2018 zur Kunst medizinisch

Jeden Tag sind wir gefordert, unzählige Entscheidungen zu treffen. Kleine und große, unbewusst und spontan oder überlegt und nach sorgfältiger Analyse. Im Team Politik und Strategie des BKK Landesverbands Bayern stehen wir immer wieder vor der Aufgabe, ein spannendes Thema für unseren jährlich stattfindenden BKK Tag zu finden. Unsere Entscheidung in diesem Jahr: Das Thema Entscheidungen!

Miteinander reden! Der BKK Tag 2018 zur Kunst medizinisch

Jeden Tag sind wir gefordert, unzählige Entscheidungen zu treffen. Kleine und große, unbewusst und spontan oder überlegt und nach sorgfältiger Analyse. Im Team Politik und Strategie des BKK Landesverbands Bayern stehen wir immer wieder vor der Aufgabe, ein spannendes Thema für unseren jährlich stattfindenden BKK Tag zu finden. Unsere Entscheidung in diesem Jahr: Das Thema Entscheidungen!

Geht es um medizinische Entscheidungen, stehen Patienten, Mediziner und alle anderen Akteure im Gesundheitswesen vor besonderen Herausforderungen. Die Flut wissenschaftlicher Erkenntnisse, eine Vielzahl therapeutischer Möglichkeiten, persönliche Vorlieben, Selbstheilungskräfte und nicht zuletzt ökonomische Rahmenbedingungen – es sind viele Aspekte, die beachtet werden wollen. Welche Rolle kann, darf und sollte ein Arzt einnehmen? Und wie gelingt es Patienten, selbstbestimmt zu handeln, wenn es um die eigene Gesundheit geht? Diese Fragen wollten wir mit unseren Gästen und mit außergewöhnlichen Referenten am 5. März 2018 in den Räumen der Hanns Seidel-Stiftung diskutieren.

Schnell stand ein Themenbereich im Mittelpunkt der Veranstaltung: Die allzu oft vernachlässigte Kommunikation! Ein Punkt, der auch unserer Vorständin, Sigrid König, seit jeher am Herzen liegt. Sie wünscht sich ein Gesundheitssystem, das die vorhandenen Mittel zielgerichtet so einsetzt, dass die Arzt-Patienten-Kommunikation gefördert und der Patient mit seinen Selbstheilungskräften gestärkt wird. In ihren Vorträgen stellten auch unsere Referenten spannende Alternativen zum gegenwärtigen Versorgungsalltag in Deutschland vor:

Der Patient als Partner

Der Arzt als Halbgott in Weiß, der seinen Patienten mit Herrschaftswissen begegnet – dieses tradierte Rollenmodell hat ausgedient. Martin Härter, Direktor des Instituts und der Poliklinik für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, zeigte in seinem Vortrag, wie sich Ärzte und Patienten mithilfe der "Partizipativen Entscheidungsfindung" (PEF) auf Augenhöhe begegnen und bessere Therapieerfolge erzielen können. Voraussetzung für eine gleichberechtigte und aktive Beteiligung von Ärzten und Patienten sei allerdings, dass nicht nur medizinisches Personal stärker in Gesprächs- und Handlungskompetenz geschult werde. Auch die Patienten müssten mithilfe von medizinischen Entscheidungshilfen, wie sie zum Beispiel bereits für das Mammographie-Screening eingesetzt werden, und auch durch Schulungen zur stärkeren Beteiligung am medizinischen Entscheidungsprozess befähigt werden.

Reden statt röntgen

Bernd Hontschik, Chirurg, Kolumnist und Herausgeber der Buchreihe medizinHuman, forderte ebenfalls dazu auf, einer sprechenden Medizin mehr Raum zu geben. Reden statt röntgen – diesem Gebot stehen seiner Meinung nach inzwischen allerdings Rahmenbedingungen entgegen, die die ärztliche Therapiefreiheit massiv beschneiden. Entscheidungsparameter seien heute vor allem Leitlinien, Disease Management Programme oder diagnosebezogene Fallgruppen, die nicht mehr den Kranken in den Mittelpunkt der ärztlichen Heilkunst stellen, sondern die Krankheit zum Gegenstand eines ökonomischen Programms werden lassen.

Gute Gespräche dauern nicht länger als schlechte

Wie sich mit nur wenigen Grundregeln eine gute Gesprächsatmosphäre herstellen lässt, die sowohl Patienten wie Ärzten nützt, stellte der Mediziner und Theologe Matthias Volkenandt im dritten Vortrag des Tages interaktiv und lebhaft dar. Wer als Arzt darauf achte, im Gespräch zunächst eine emotionale Beziehung zum Patienten aufzubauen, statt sich hinter Sachinformationen zu verstecken, sorge nicht nur für nachweislich mehr Patientenzufriedenheit, sondern tue sich auch selbst einen Gefallen: Schließlich sei das Gespräch die häufigste ärztliche und pflegerische Handlung und der größte Auslöser von Unzufriedenheit und Stress. Das wichtigste Werkzeug einer gelingenden Kommunikation, das "aktive Zuhören" mithilfe von Rückfragen, konnten die Zuhörer während des Vortrags gleich selbst üben.

Schon im Studium die Weichen richtig stellen

In der abschließenden Podiumsdiskussion ging es unter anderem um die Frage, wie eine zeitgemäße Ausbildung von Medizinstudenten aussehen sollte. Die Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, selbst ausgebildete Krankenpflegerin, wünscht sich, dass Soft Skills bereits beim Auswahlverfahren für das Medizinstudium berücksichtigt werden. Dazu könnte beispielsweise auch ein ehrenamtliches Engagement im Rettungswesen zählen, ergänzte Andrew Ullmann, Mediziner und Obmann im Gesundheitsausschuss des Bundestags. Auch wenn immer wieder zur Sprache kam, dass eine exzellente Abiturnote kein Garant für eine erfolgreiche Medizinerpersönlichkeit sei, warnte der Mediziner und Psychologe Martin Härter davor, den oft zitierten Einser-Abiturienten vorab einen negativen Stempel aufzudrücken: Neugier, Begeisterung und Lernbereitschaft seien eine ausgezeichnete Grundlage für den Arztberuf und eine gute Kommunikation lehr- und lernbar.

Thesen, die auch beim anschließenden Get-together lebhaft weiter diskutiert wurden. Das Engagement unserer Referenten und der vielen Helfer, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben, hat sich gelohnt: Gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten im Gesundheitswesen — beim BKK Tag 2018 wurde sie Wirklichkeit!

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Manuela Osterloh

Leiterin Stabsstelle Kommunikation

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