Nudging: Kleine Tricks mit großer Wirkung

Weniger Stress, mehr Bewegung, gesünder essen: Wie Nudges, kleine Motivationsschubser, uns auf die richtige Spur bringen.

Weniger Stress, mehr Bewegung, gesünder essen: In meinem letzten Blogartikel ging es darum, mit cleveren Strategien den Grundstein für ein gesünderes Leben zu legen. Vielleicht haben Sie sich auf den Weg gemacht und können bereits stolz die ersten Resultate verzeichnen? Im Idealfall setzen Sie auf diese Weise eine sich selbst verstärkende Erfolgsspirale in Gang. Manchmal aber werden Motivation und Anfangsenergie auch schlicht vom schnöden Alltag überrollt, die alten Gewohnheiten scheinen unüberwindlich. Sie kennen das Problem? Dann können kleine Motivationsschubser weiterhelfen.

Die Idee

Die Rede ist von Nudging, einer sanften Technik zur Motivation, die dabei helfen soll, erwünschtes Verhalten zu verstärken. Bekannt wurde diese Idee durch das im Jahr 2008 erschienene Buch "Nudge" des Wirtschaftswissenschaftlers und Nobelpreisträgers Richard Thaler und des Rechtswissenschaftlers Cass Sunstein. Basierend auf der Beobachtung, dass Menschen aller Vernunft zum Trotz immer wieder irrationale Entscheidungen treffen, schlugen sie vor, Verhalten durch kleine Schubser (Nudges) in die gewünschte Richtung zu lenken. So lässt sich in einer Kantine beispielsweise der Konsum von Obst deutlich erhöhen, wenn es statt der üblichen Süßigkeiten auf Augenhöhe dargeboten wird.

Die Idee des Nudging ist nicht unumstritten. Vor allem wenn der Staat versucht, mit Methoden der Verhaltenspsychologie zu arbeiten, beklagen Kritiker, dass sich Nudging kaum mit demokratischen Grundsätzen verträgt. Ein aktuelles und heftig diskutiertes Beispiel ist der Gesetzesvorschlag zur Widerspruchslösung in der Frage der Organspende, der Kritikern zu weit in das Selbstbestimmungsrecht des Menschen eingreift.

Einen Versuch wert

Bei der Umsetzung ganz persönlicher Ziele sind Nudges jedoch eine individuelle Entscheidung. Und sie sind auf jeden Fall einen Versuch wert. Denn viele unserer Gewohnheiten, die uns wider besseres Wissen unvernünftig handeln lassen, sind tief in uns verankert und lassen sich willentlich nur schwer beeinflussen. Denken Sie zum Beispiel an die Lust auf Süßes: Da auch Muttermilch eine leichte Süße aufweist, verbinden fast alle Menschen vom ersten Lebenstag an Süßes nicht nur mit Sättigung, sondern auch mit einem Gefühl von Zuwendung und Geborgenheit. Kein Wunder also, dass bei Ärger, Stress und Anspannung der Griff zum Schokoriegel für viele zum Automatismus wird. Immer wenn wir uns dabei ertappen, gegen unsere Vernunft zu handeln, können kleine Tricks helfen, sich für gute Gewohnheiten zu entscheiden.

Sie haben Lust bekommen, sich den Weg zu einem gesünderen und entspannteren Leben ein wenig leichter zu machen? Zum Start finden Sie hier eine kleine Auswahl bewährter Nudges rund um die Ernährung:

Weniger und gesünder essen

  • Mit Größen spielen
    Ganz gleich, ob Teller, Glas oder Löffel: Wählen Sie einfach eine Nummer kleiner! Unser Gehirn nimmt die Menge der Nahrung im Vergleich zur Tellergröße wahr: Ein üppig gefüllter, kleiner Teller lässt uns rascher satt und zufrieden fühlen, während die gleiche Nahrungsmenge auf einem großen Teller eher als "zu wenig" wahrgenommen wird.

    Das Prinzip funktioniert auch bei Schoko-Hunger: Greifen Sie bei Heißhunger bewusst zu einem kleinen Portionsriegel statt zur ganzen Tafel. Sie werden merken, dass die kleinere Menge Sie ebenso zufrieden macht.
     
  • Gesundes griffbereit präsentieren
    Wenn Obst oder Gemüsesticks gut sichtbar zum Naschen einladen, während die Schokolade in der hintersten Schrankecke vergraben liegt, wählen Sie nahezu automatisch öfter die gesündere Alternative.
     
  • Bewusster einkaufen:
    Was gar nicht erst im Haus ist, kann uns nicht in Versuchung führen. Wenn Sie mehr Obst und Gemüse in Ihren Speiseplan integrieren möchten, besuchen Sie zu Beginn Ihrer Einkaufsrunde einen Wochenmarkt oder Ihren Obst- und Gemüsehändler: Alleine die ansprechende Präsentation wird dazu führen, dass Sie gerne reichlich zugreifen und beim anschließenden Besuch im Supermarkt weniger Ungesundes und Süßes im Einkaufswagen landet. Ebenfalls bewährt: Die gute, alte Einkaufsliste, die Spontankäufe deutlich reduzieren hilft.

Viel Spaß beim Experimentieren! In den kommenden Wochen schauen wir uns an, wie auch eingefleischte Couch-Potatoes durch Nudges mehr Bewegung in den Alltag bringen und kleine Kniffe Ruhe schenken.

0 Kommentare

Kommentare zum Blogartikel

Keine Kommentare

Kommentar schreiben

Schreiben Sie einen Kommentar zu diesem Blogeintrag

Bitte beachten Sie dabei diese Hinweise.