Schlaf und (W)Ach

Interessantes und Wissenswertes rund um das Thema Schlaf

Ach… die Uhrzeitumstellung steht wieder an. Was fällt mir da mehr ein, als das Kleist’sche „Ach“, am schönsten vorgetragen von Sybille Canonica weiland unter Dorn an den Münchner Kammerspielen. Mit einem wehmütigen, ergebenen „Ach“ wandeln wir in das altbekannte Tal der Schlaflosigkeit, das wir – hoffentlich – nach einigen Wochen durchschritten haben.

Zum Zwecke des Energiesparens in den Zeiten der Ölkrise eingeführt, gibt es die Uhrzeitumstellung seit nunmehr 41 Jahren. Neuesten Erkenntnissen zufolge hat sie nicht nur nichts genützt, sondern ist sogar gesundheitsschädlich. In den Tagen nach der Zeitumstellung im Frühjahr steigen die Patientenzahlen in den Hausarztpraxen, die Verkehrsunfälle nehmen zu und die Rate der Herzinfarkte steigt an. Offenbar liegt das am Schlafmangel, der - ganz allgemein gesprochen - das Immunsystem schwächt, eine Tatsache, die in der aktuellen Pandemiesituation ziemlich bedenklich erscheint.
Dennoch stellen wir am kommenden Wochenende die Uhren wieder eine Stunde vor und berauben uns einer Stunde Schlaf.

Rezepte gegen Schlaflosigkeit

Was könnte helfen, das tiefe Tal der Schlaflosigkeit unbeschadet – vor allem möglichst ohne Corona-Infektion - zu durchschreiten? Rezepte gegen Schlaflosigkeit gibt es zuhauf, angefangen bei den einfachen Grundregeln: Wer Schlafprobleme hat, sollte abends auf den Genuss von Schwarztee und Kaffee, aber auch auf Alkohol und Nikotin, also auf alles, was anregend wirkt, verzichten. Dies trifft auch auf Sport zu, also sollte dieser spätestens zwei Stunden vor dem Schlafengehen erledigt sein. Die Seele sollte abends ebenso zur Ruhe kommen dürfen und mit möglichst wenig anregender Kost gefüttert werden. Also eher lesen, Musik oder ein Hörbuch hören, anstatt den neuesten Horrorstreifen im TV anzuschauen. Überhaupt gilt das blaue Licht von Bildschirmen, also Fernsehern, Smartphones, Tablets etc., als kontraindiziert für Schlaf. Bei Schlafproblemen sollten sie aus dem Schlafzimmer auf jeden Fall verbannt werden. Was logisch erscheint, wenn man bedenkt, dass Melatonin, das sogenannte „Dunkelhormon“, das beim Einschlafen hilft, auch nur gebildet wird, wenn es dunkel IST. Also Licht aus bzw. auf Schlummerlicht umstellen.

Schlaflose sind nicht allein

Jeder dritte Deutsche schläft eher mittelmäßig bis schlecht, jeder Zehnte hat handfeste Schlafprobleme. Bei 6% spricht man tatsächlich von „Insomnie“, und zwar „primärer Insomnie“, also nicht-organisch bedingter Schlafstörung. Menschen, die darunter leiden, sind in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkt, anfälliger für Infekte und Herzerkrankungen, ebenso für psychische Erkrankungen wie z. B. Depressionen. Es handelt sich um eine sogenannte „erlernte Insomnie“.

Ausgelöst wird sie durch eine Belastungssituation, zum Beispiel eine Prüfung. Durch die innere Anspannung wird der Schlaf beeinträchtigt. Der Schlafmangel wird als Problem wahrgenommen und die Gedanken beginnen, um den Schlaf zu kreisen. Die Fokussierung auf das Schlafproblem führt zur Steigerung der Anspannung und das Problem verselbständigt sich. Auch wenn die eigentliche Belastungssituation längst vorbei ist, bleibt das Schlafproblem übrig.

Auch guter Schlaf ist lernbar

Und nun die Preisfrage: Kann man die „erlernte Insomnie“ auch wieder verlernen, also neu schlafen lernen? Diese Frage wird von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin eindeutig mit „Ja“ beantwortet. Allerdings wird auch beklagt, dass die wenigsten der betroffenen Menschen die Hilfe erhalten, die sie benötigen, da es kaum niedergelassene Therapeut*innen für Schlafmedizin gibt. Kaum einer der Betroffenen kommt in den Genuss der kognitiven Verhaltenstherapie für Insomnie, kurz KVT-I, die in Kombination mit Elementen aus der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT), als sechswöchige stationäre Therapie an drei psychosomatischen Kliniken getestet und in diesem Jahr als Kassenleistung in das Programm einer Reha-Klinik aufgenommen wurde. Bei dieser Therapieform geht es darum zu lernen, das Gedankenkarussell im Kopf anzuhalten, den Stress aus Beziehung, Job und Alltag loszulassen und letztendlich die Angst vor der Angst, nicht einzuschlafen, zu beenden. Eine Neuprogrammierung, die hoffentlich dazu führt, das eigene Bett wieder als gemütliches Nest und nicht als Leidensstatt zu betrachten.

Schlafen Sie gut!

Insofern lassen Sie sich’s nicht verdrießen, wenn Sie die nächsten Wochen nach der Zeitumstellung nicht gut schlafen. Das ist normal. Legen Sie sich ein gutes Buch bereit, das Sie längst schon einmal lesen wollten (vielleicht ein bisschen Kleist?), und hadern Sie nicht mit Ihrem Schicksal. Nehmen Sie es an und bleiben Sie entspannt! Gute Nacht!

https://www.dgsm.de/

Schlafprobleme: Neue Schlaftherapien | Focus Arztsuche (focus-arztsuche.de)

Schlafstörungen - Zehn Tipps, wie Sie wieder besser schlafen - Stiftung Warentest

Wie viel Schlaf ist normal? | gesundheit.de

Sommerzeit: Die zehn größten Mythen zur Zeitumstellung | RiffReporter

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