Was Patienten tun und Ärztinnen und Ärzte lassen sollten
Was Patienten tun und Ärztinnen und Ärzte lassen sollten
Eine Geschichte der Arbeit mit Angst und Absicherung statt Kommunikation auf Augenhöhe.
Was Patienten tun und Ärztinnen und Ärzte lassen sollten
Eine Geschichte der Arbeit mit Angst und Absicherung statt Kommunikation auf Augenhöhe.
Starke Schmerzen führten mich aufgrund einer vorhergehenden medizinischen Maßnahme am Auge in die Notaufnahme eines Münchener Krankenhauses. Es war 20.30 Uhr. Eine nette Ärztin untersuchte das Auge und stellte eine Gereiztheit im Auge fest. Dann schickte sie mich wieder nach draußen: Sie müsse kurz mit dem Oberarzt telefonieren, was nun zu tun sei. Zurück kam sie mit der Botschaft, dass sie mich sofort stationär aufnehmen müsse, denn stündlich seien Augentropfen notwendig.
Meine innere Stimme meldete sich sofort: Nur wegen Augentropfen stationär? Die Augentropfen kann ich mir – wie bereits geübt – doch auch zu Hause selbst geben. Also erklärte ich der Ärztin, dass ich mich nicht wegen der Augentropfen stationär aufnehmen lassen werde. "Aber der Oberarzt hat das angeordnet." Wohlgemerkt: Den Oberarzt hatte ich weder zu Gesicht bekommen, noch mit ihm gesprochen. Ich müsse dann auf eigene Gefahr gehen und ein entsprechendes Papier unterschreiben. Ich erklärte, dass ich das mache, auch wenn ich diese Forderung als sehr schräg und eigenartig empfinde.
Angstmache als Ausdruck von Hilflosigkeit
Dann aber kam der Satz, über den ich schreiben möchte. Ich möchte über ihn schreiben, weil er mir nicht zum ersten Mal in einem Arztgespräch passiert ist und weil er vielen, vielen anderen Menschen ebenso begegnet: „Ich muss Sie darauf hinweisen, dass Sie Ihr Augenlicht verlieren können, wenn Sie jetzt gehen“.
Das klingt schon ziemlich dramatisch. Der Satz klingt so, als wenn es durchaus wahrscheinlich sein kann, hier ein großes Risiko für die eigene Gesundheit einzugehen. Innerhalb von 15 Minuten war die Gereiztheit meines Auges zu einem möglichen Sehverlust mutiert. Und das nicht etwa deshalb, weil sich etwas an meinem Auge verändert hätte. Ein solcher Satz hat nichts mit einem Gespräch auf Augenhöhe zu tun und er hat schon gleich gar nichts mit einer sachlichen Information zu tun. Er ist nichts als Angstmache. Eine Angstmache, die viel zu häufig im Gesundheitswesen als Instrument der Wahl heran gezogen wird. Die Erfahrung zeigt, und das ist das eigentlich Schlimme, dass ein solcher Satz wirkt, weil er häufig nicht hinterfragt wird. So kann und so darf ein Gespräch im Gesundheitswesen nicht oder nicht annähernd funktionieren.
Nach den wahren Risiken fragen
Auf meine Frage, wie hoch denn mein Risiko eines Sehverlusts sei, kam die Antwort, dass das sehr, sehr selten vorkommen könne. Nun gut, ich habe nachgefragt und mich nicht einschüchtern lassen. Viele andere Patienten machen das nicht. Und schon steht eine Angst im Raum, die unnötig ist, verunsichert, damit nicht zur Heilung beträgt und natürlich übermäßige Kosten im Gesundheitswesen verursacht. Denn eine stationäre Aufnahme ist eine stationäre Aufnahme, auch für den Kostenblock des Klinikums.
Meinem persönlichen Wohl diente diese vorgeschlagene Maßnahme keineswegs. Deshalb kann ich nur alle Patienten ermutigen, genau nachzufragen und gegebene Informationen auf ihren wirklichen Informationsgehalt hin zu überprüfen. Risiken in Prozenten ausdrücken zu lassen, ist eines von vielen geeigneten Mitteln.
Nur nebenbei sei erwähnt, dass sich selbst die stündliche Tropfung des Auges am nächsten Tag als übertrieben darstellte.
Mangelnde Kommunikation habe ich im Übrigen noch sehr viel öfter im Rahmen der Gesamtbehandlung erfahren. Aber das ist eine andere Geschichte.
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Manuela Osterloh
Leiterin Stabsstelle Kommunikation
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