Das Sehvermögen von Senioren stärken – gerade jetzt!

Gemeinsame Pressemitteilung des Blindeninstituts Würzburg und der beteiligten Pflegekassen der AOK Bayern, der Betriebskrankenkassen in Bayern, der IKK classic, der KNAPPSCHAFT und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau SVLFG

Rund 175 voll- und teilstationäre Senioreneinrichtungen in Bayern haben bisher am Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“ teilgenommen. Ergebnisse der ersten drei Jahre zeigen, dass die Zahl der betroffenen Senioren meist unterschätzt wird. Im Durchschnitt leiden drei von vier Bewohnern unter einer Sehbeeinträchtigung. Die beteiligten Pflegekassen setzen mit einem neu entwickelten E-Learning-Angebot nun ein wichtiges Signal, die Präventionsarbeit auch während der Corona-Pandemie weiter voranzutreiben. Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen können sich interaktiv fortbilden und hilfreiche Tipps in ihren Pflegealltag integrieren. 

Das Coronavirus hat weltweit den Alltag verändert und besonders Seniorinnen und Senioren in Pflegeeinrichtungen bekamen die Auswirkungen zu spüren. Ein vertrautes Gesicht auch aus der Distanz oder auf dem Smartphone erkennen, der Zugang zu täglichen Informationen oder die Abstands- und Hygieneregeln einhalten – gutes Sehen ist gerade jetzt für die Selbstständigkeit, Sicherheit und Lebensqualität von Senioren elementar. Um Pflegeeinrichtungen, Senioren und deren Angehörige trotz Besuchsbeschränkungen für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren, wurde das kostenfreie Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“ um ein E-Learning-Angebot erweitert.

Sehbeeinträchtigungen sind Alterserscheinungen
„Sehbeeinträchtigungen sind Alterserscheinungen, die sich auf viele Bereiche des Alltags auswirken“, erklärt Sabine Kampmann vom Blindeninstitut, die das Präventionsprogramm leitet. „Meist wird unterschätzt, wie viele Senioren in Pflegeeinrichtungen davon in unterschiedlichem Grad betroffen sind.“ Im Rahmen des Präventionsprogramms wurden bei Augenüberprüfungen inzwischen rund 1300 Seniorinnen und Senioren untersucht. Das Ergebnis: Jeder zweite Bewohner erhielt die Empfehlung, dringend einen Augenarzt aufzusuchen. Im Durchschnitt leiden drei von vier Bewohnern unter einer Sehbeeinträchtigung, fünf Prozent sogar an Blindheit. Mithilfe der richtigen Brille und entsprechenden Hilfsmitteln könnten knapp zwei Drittel der untersuchten Senioren wieder besser sehen.

Sehen bedeutet Teilhabe
Obwohl den meisten Menschen bewusst ist, dass das Sehvermögen im Alter nachlässt, sind sich die Wenigsten über die weitreichenden Auswirkungen im Klaren. Gerade jetzt steigt durch viele Auflagen wie Abstandsregelungen und Besuchsbeschränkungen die Gefahr der Isolation und Vereinsamung – eine Problematik, die durch Sehbeeinträchtigungen noch weiter verstärkt wird, wenn diese nicht erkannt bzw. kompensiert werden. Denn besonders für sehbeeinträchtige Senioren bedeutet mehr Distanz auch weniger soziale Teilhabe. „Man merkt es ja gerade auch selbst, wie wichtig das Sehen für soziale Kontakte ist“, beschreibt Kampmann. „Eine Maske, die das Gesicht verdeckt, erschwert uns nicht nur die Verständigung, sondern auch den emotionalen Zugang zu unserem Gegenüber. Sehbeeinträchtigte Menschen haben tagtäglich mit ähnlichen Herausforderungen zu kämpfen.“

E-Learning macht Prävention weiterhin möglich
Es ist also wichtig, dass Leitungspersonal und Mitarbeitende der Pflegeeinrichtungen ein Bewusstsein für die Wichtigkeit des guten Sehens entwickeln und lernen, wie sie sehbeeinträchtigte pflegebedürftige Senioren optimal unterstützen können. Durch das neue E-Learning-Angebot des Präventionsprogramms wird praxiserprobtes Fachwissen zu Augenerkrankungen, Hilfsmitteln, Barrierefreiheit und Unterstützungsangeboten vermittelt.

Das Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“ ist seit mehreren Jahren mit interdisziplinären Fachteams des Blindeninstituts Würzburg und des Blindeninstituts Regensburg bayernweit im Einsatz. Die Teilnahme ist für voll- und teilstationäre Pflegeeinrichtungen in Bayern kostenfrei. Die Finanzierung übernehmen die beteiligten Pflegekassen der AOK Bayern, der Betriebskrankenkassen in Bayern, der IKK classic, der Knappschaft und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau SVLFG.

Für Angehörige und weitere Interessierte wurde eine Webseite mit Informationen zu Augenerkrankungen, Hilfsmitteln und Unterstützungsangeboten eingerichtet: www.blindeninstitut.de/gutes-sehen. Pflegeeinrichtungen finden dort auch alle weiteren Informationen zur Teilnahme am Präventionsprogramm.