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Die Innovationsbremse lösen – Brücken bauen zwischen Projekt und Regelversorgung

Präenz des BKK Landesverbandes Bayern auf dem Europäischen Gesundheitskongress 2025.

Blick in das Publikum bei der Session des BKK Landesverbandes Bayern, Europäischer Gesundheitskongress 2025.
© BKK Landesverband Bayern

Unzählige Beispiele aus dem weiten Feld der technischen Innovationen belegen, Deutschland war über Generationen hinweg ein Land der Erfinder und Innovatoren. Auch heute machen vor allem junge Existenzgründer mit spektakulären Ideen und Produktinnovationen auf sich aufmerksam. Nicht zuletzt im Gesundheitswesen ist der Schub an innovativen Ideen nach wie ungebrochen. Das Kernproblem bleibt der Transfer dieser Ideen in die Versorgungsrealität. 

Welche zentralen Innovationsbremsen, die Übersetzung von Gesundheitsinnovationen in konkreten Patientennutzen aktuell behindern und welche Möglichkeiten es gäbe, diese Bremsen zumindest zu lockern, darüber diskutierten ausgewiesene Experten aus der Wissenschaft, der Gründerszene und der Krankenkassen im Rahmen eines vom BKK Landesverband Bayern organisierten Symposiums am 21. Oktober 2025 im Rahmen des 24. Europäischen Gesundheitskongresses in München. 

Dr. Ralf Langejürgen, Vorstand des BKK Landesverbandes Bayern, stellte in seinen einleiteten Worten den besonderen Stellenwert von Innovationen in unserem Gesundheitssystem heraus. Angesichts der Demographie, der massiv steigenden Gesundheitsausgaben und in Anbetracht des zunehmenden Fachkräftemangels braucht unser Gesundheitswesen dringend Innovationsimpulse, die möglichst schnell und bruchlos in den Praxen und Kliniksälen ankommen müssen. Dafür muss endlich Ernst gemacht werden mit der Entbürokratisierung und mit einer gründerfreundlichen Innovationskultur. Wenn Innovatoren bereits von Auflagen und Kontrollinstanzen behelligt werden, ehe sie überhaupt das Licht in ihren Laboren und Werkstätten anschalten, läuft etwas falsch im Lande. 

In seiner Keynote machte Prof. Dr. Martin Dietrich, Leiter des Referats Innovationsfonds, Zukunftsregion digitale Gesundheit, im Bundesministerium für Gesundheit, unmissverständlich deutlich das „Projekterfolg noch keinen Innovationserfolg“ bedeutet und dass es weiterer Anstrengungen aller Akteure vor allem im Kontext des seit 2015 bestehenden Innovationsfonds bedarf, um Produkt- und Prozessinnovationen im Gesundheitswesen rascher „marktgängig“ zu machen. Er rät dazu, Innovationskraft differenziert zu betrachten, und sieht die wesentliche Schnittstelle im Transfer - frei nach dem Ökonomen Joseph Schumpeter Innovation ist nicht nur Erfindung, sondern auch Durchsetzung.

Die Betriebskrankenkassen sind als innovative Kassenart bekannt, wie der Moderator der Veranstaltung, Prof. Dr. Andreas Beivers, ausführte. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Projekt MoVe-it, das von der Mobil Betriebskrankenkasse ins Leben gerufen wurde und das auch der BKK Landesverband Bayern neben zahlreichen weiteren Projekten als Konsortialpartner im Rahmen des Innovationsfonds unterstützt. 

Ziel von MoVe-it ist es, die leitliniengerechte Versorgung von Schlaganfallpatienten mit Spastiken zu verbessern, wie die Medizinerin Dr. Sarah Rudolph erläuterte. Sie leitet das Projekt bei der Mobil Krankenkasse. Das Projekt ist zum 1. Oktober 2025 offiziell gestartet und findet aufgrund der zu erwartenden Erkenntnisse für die Verbesserung der Schlaganfallversorgung große Beachtung.  

„Dass wir mit dem Innovationsfonds an sich ein sehr gutes Produkt am Start haben”, stellte Dr. Anja Schramm heraus. Sie ist Vorstandsvorsitzende der Audi BKK und unterstützt den Innovationsfonds als Vertreterin der GKV-Selbstverwaltung im Expertenpool des Gemeinsamen Bundesausschusses. Die Erwartung an das Produkt Innovationsfonds habe sich, so Schramm, von der Ideenentwicklung in die Umsetzung verschoben. Sie sprach sich nachdrücklich dafür aus, dass sich der Innovationsfonds zukünftig verstärkt auf den Transfer in die Regelversorgung fokussieren müsse.

Wie geht es jungen Innovatoren und Unternehmensgründern in Deutschlands Gesundheitswesen?

Dr. Lorenz Grünerbel, Gründer und CEO von SoreAlert, wünscht sich mehr Agilität im Gesundheitswesen – sowohl für die Innovationsförderung, als auch für die Implementation von Innovationen im deutschen Gesundheitswesen insgesamt. SoreAlert hat die Dekubitusprophylaxe durch kontinuierliches Gewebemonitoring zum Geschäftsmodell gemacht und dafür ein technisches Pflaster entwickelt. Das Produkt basiert auf einem Forschungsprojekt, das vor fünf Jahren gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut und anderen entwickelt wurde. 

Die enorme Regulierung in Deutschland koste sehr viel Geld und Zeit, stellte der Gründer fest. Er bemängelte außerdem, dass es in Deutschland sehr schwierig sei, an Patientendaten zu kommen, was die Innovationsforschung zusätzlich erschwere. Gerade am Anfang einer Produktentwicklung hält er es für wichtig, dass Unternehmen und Krankenkassen intensiver zusammenarbeiten und aus ihrer jeweiligen Position die Produktentwicklung mitdenken. Grünerbel lobte in diesem Zusammenhang die BKK als besonders innovationsfreudig. 

Am Ende der Veranstaltung im bis auf den letzten Platz besetzten Tagungsraum stand fest: Bei aller Innovationskraft mangelt es in Deutschland nach wie vor an durchschlagskräftigen Transferprozessen. Der Erfinder- und Ideenreichtum ist gewaltig. Leider erreichen, so das Resümée des Moderators Professor Beivers, am Ende des Prozesses „zu wenige Kaulquappen das Froschstadium“. Dass sich das ändert, dazu leistete das BKK-Symposium einen wichtigen Beitrag. 

Weitere Impressionen und Eindrücke vom Europäischen Gesundheitskongress 2025

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