Finanzausgleich der Krankenkassen bleibt reformbedürftig

Starke Unterschiede bei den Deckungsquoten. Die Finanzreserven der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) schmelzen nach den aktuellen Zahlen bundes- und bayernweit dahin.

Konnten die Betriebskrankenkassen mit Sitz Bayern 2014 im Durchschnitt noch 271 Euro je Versicherten auf der Vermögensseite verbuchen, waren es 2015 nur noch 236 Euro. Die Reserven sind bei den Krankenkassen zudem ungleich verteilt: Einzelne Krankenkassen bauen Vermögen ab und müssen über höhere Zusatzbeiträge ihre Beitragszahler belasten, andere bauen mit Überdeckungen aus dem Gesundheitsfonds ihr Vermögen aus. Die Abstände bei den Verwaltungskosten der Kassen zeigen, dass die Unterschiede nichts mit den Managementfähigkeiten zu tun haben. Ursächlich für die Vermögensunterschiede sind die seit Jahren anhaltenden strukturellen Ungleichgewichte des morbiditätsorientierten Strukturausgleichs (Morbi-RSA).

Die Summe aus Einnahmen einerseits und Ausgaben andererseits, die über Deckungsquoten ausgedrückt werden, zeigen nach Kassenarten für das Jahr 2015 ein sehr differenziertes Bild: Während die Ortskrankenkassen bundesweit eine Überdeckung von rund 48 Euro erzielen, ergibt sich bei den Betriebskrankenkassen eine Unterdeckung von rund 7 Euro je Versicherten. Auch die Ersatz- und Innungskrankenkassen müssen aktuell negative Deckungsbeiträge hinnehmen.

Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern: „Die aktuelle GKV-Finanzentwicklung unterstreicht den akuten Handlungsbedarf in Sachen Morbi-RSA: Die Entwicklung, dass die einen Krankenkassen aus dem Solidarfonds systematisch profitieren und Vermögen aufbauen, während andere Krankenkassen ihre Finanzpolster abbauen müssen, ist zu stoppen, um weiterhin einen fairen Kassenwettbewerb zu haben.“

Selbst klein anmaßende Über- oder Unterdeckungen von unter einem Prozentpunkt wirken bei den Krankenkassen schwer, weil über den Hebel der morbiditätsorientierten Verteilung rund 110 Milliarden Euro im Jahr zugewiesen werden.

Sigrid König: „Wir brauchen einen Morbi-RSA, der ständig qualitativ zu hinterfragen und zu verändern ist, weil über den Gesundheitsfonds Milliarden Euro an Beitragsgeldern verteilt werden.“

Der BKK Landesverband Bayern vertritt als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Interessen der Betriebskrankenkassen und ihren Versicherten in Bayern. Aktuell zählt der BKK Landesverband Bayern 17 Betriebskrankenkassen als Mitglieder mit über 2,9 Millionen Versicherten (Kassensitz). In Bayern selbst leben rund 2,5 Millionen Menschen, die bei einer Betriebskrankenkasse versichert sind. Damit verfügen die Betriebskrankenkassen im Freistaat über einen Marktanteil von gut 23 Prozent.