Für Versicherte sofortige Korrekturen im Finanzausgleich herbeiführen

Im Rahmen der aktuellen Diskussion um die Finanzen der Krankenkassen und deren Verteilung über den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) sieht Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern, die Politik vor dringendem Handlungsbedarf:

„Die Versicherten haben ein Recht auf richtige Diagnosen und auf einen versorgungsorientierten Einsatz ihrer Beitragsgelder. Die Politik hat dafür zu sorgen, dass alles, was dazu im Hintergrund notwendig ist, wettbewerbsneutral und ohne Verschwendung von Versichertengeldern organisiert wird.“

Von den dokumentierten Krankheiten wissen viele Versicherte nichts, sie werden aber zum Beispiel beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung relevant. Rund die Hälfte der Einnahmen des Gesundheitsfonds wird mittels dokumentierter Diagnosen verteilt. Sigrid König: „Unser Gesundheitssystem ist ein riesiger Wirtschaftsmarkt mit vielen Fehlsteuerungen. Die Währung in diesem System ist die dokumentierte Krankheit. Es ist im Sinne der Versicherten, diese Entwicklung sofort abzustellen.“ Nach Recherchen des BKK Landesverbandes Bayern nahm die Anzahl der im Morbi-RSA relevanten Diagnosen seit dessen Einführung 2009 um rund 20 Prozent zu. Dieser Anstieg ist demografisch nicht begründbar.

Die Manipulationsanfälligkeit bei ambulanten Diagnosen zeige, dass diese grundsätzlich kein geeignetes Mittel sind, um dreistellige Milliardenbeträge über den Morbi-RSA zu verteilen. Auch die Auswahl der 80 Krankheiten gehöre auf den Prüfstand, so König: „Die enge Verknüpfung von ambulanter Diagnose und Zuweisung aus dem Gesundheitsfonds einerseits, sowie die Auswahl besonders manipulationsanfälliger Krankheitsarten im Morbi-RSA andererseits geht zu Lasten der Versicherten. Diese Fehler im Morbi-RSA müssen sofort und völlig ergebnisoffen analysiert und dann dringend reformiert werden.“

Seit diesem Jahr liegen viele Untersuchungen auf dem Tisch, die in die Diskussion für einen wettbewerbsneutralen Risikostrukturausgleich eingebracht wurden. So gibt es neben dem Verbesserungspotenzial bei der Krankheitsauswahl auch Reformbedarf bei der Berücksichtigung bestimmten Versichertengruppen (Erwerbsminderungsrentner) und beim Krankengeld. Aber auch bei der regionalen Verteilung der Mittel aus dem Gesundheitsfonds werden Versichertenbedarfe außer Acht gelassen: Die Gesundheitskosten unterscheiden sich zwar regional, die Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds sind jedoch einheitlich. Versichertengemeinschaften in teuren Versorgungsregionen haben so das Nachsehen und werden gegebenenfalls über Zusatzbeiträge belastet.

Der BKK Landesverband Bayern vertritt als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Interessen der Betriebskrankenkassen und ihren Versicherten in Bayern. Aktuell zählt der BKK Landesverband Bayern 17 Betriebskrankenkassen als Mitglieder mit über 3 Millionen Versicherten (Kassensitz). In Bayern selbst leben rund 2,52 Millionen Menschen, die bei einer Betriebskrankenkasse versichert sind. Damit verfügen die Betriebskrankenkassen im Freistaat über einen Marktanteil von gut 23 Prozent.