Gesundheitsfonds nicht schönreden

Das Defizit in der Jahresrechnung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sei, so der Bundesgesundheitsminister vor einer Woche, selbsterklärend: Prämien und freiwillige Leistungen der Krankenkassen würden deren GKV-Jahresminus begründen.

Dass die Rechnung nicht so einfach aufgeht, zeigen die jetzt veröffentlichten Details zur Jahresrechnung 2014. Denn die von den Betriebskrankenkassen (BKK) ausgezahlten Prämien und freiwilligen Leistungen erklären nur gut die Hälfte ihres Defizits. Für 42 Prozent der Unterdeckung ist das Umverteilungssystem im Gesundheitsfonds maßgeblich, stellt der BKK Landesverband Bayern fest.

Berücksichtigt werden müsse auch, dass das AOK-System zu ihrem enormen Jahresüberschuss von 17,09 Euro je Versicherten noch die freiwilligen Leistungen von 2,80 Euro je Versicherten auszahlte. Damit liegt das reale Plus der AOKen bei rund 20 Euro je Versicherten.

Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern: „Die Finanzsituation ist nur im AOK-System rosig. Dem Gesundheitsminister muss klar sein, dass die AOK-Überschüsse von Versicherten der Betriebskrankenkassen und anderen finanziert werden. Der Krankenkassenfinanzausgleich schreit nach Veränderung.“

GKV Jahresrechnung 2014 nach KV45

 

freiw. Satzungsleistungen je Versicherten

Prämien je Versicherten 2014

Überschuss/Defizit je Versicherten 2014

Bund

4,46 €

10,12 €

-17,05 €

AOK

2,80 €

0,00 €

17,09 €

BKK

6,73 €

9,90 €

-28,44 €

IKK

4,38 €

4,84 €

-39,97 €

KBS

8,80 €

0,00 €

-11,01 €

vdek

4,70 €

21,32 €

-40,52 €

Quelle: BMG,  Berechnungen BKK Landesverband Bayern

Statt bestehende Wettbewerbsverzerrungen im Krankenkassenfinanzausgleich abzubauen hat der Gesetzgeber im letzten Jahr weitere Verzerrungen aufgebaut. Infolge dessen sind die Rücklagen der AOKen auf 6,4 Milliarden Euro gestiegen - rund 41 Prozent der GKV-Reserven.

Der BKK Landesverband Bayern tritt seit Jahren dafür ein, den Krankenkassenfinanzausgleich auf harte, messbare und nicht manipulierbare Faktoren zu stellen. Ein Risikostrukturausgleich mit den Ausgleichsfaktoren Alter, Geschlecht und Erwerbsminderungsstatus ergänzt um einen Risikopool für teure Versorgungsfälle würde den tatsächlichen Leistungsbedarf jeder Krankenkasse nahezu exakt und transparent abbilden.

Der BKK Landesverband Bayern vertritt als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Interessen der Betriebskrankenkassen und ihren Versicherten in Bayern.  Aktuell zählt der BKK Landesverband Bayern 16 Betriebskrankenkassen als Mitglieder mit über 2,8 Millionen Versicherten (Kassensitz). In Bayern selbst leben über 2,4 Millionen Menschen, die bei einer Betriebskrankenkasse versichert sind. Damit verfügen die Betriebskrankenkassen im Freistaat über einen Marktanteil von 23 Prozent.