Kinderfüße auf dem Prüfstand

Bayernweites BKK Projekt untersuchte über tausend Paar Kinderfüße – viele Kinder mit orthopädischen Auffälligkeiten.

Knapp 50 Prozent der Kinder in Bayerns Kindergärten zeigen orthopädische Auffälligkeiten, wie Knick-Senk-Füße oder Fehlstellungen im Bewegungsapparat. Jedes sechste Kind fällt durch Druckstellen, Schwielen, Blasen oder ähnlichen Blessuren am Fuß auf. 68 Prozent der Kinder tragen zu kleine, zu große oder zu enge Schuhe. Diese und weitere besorgniserregende Ergebnisse gehen aus dem Präventionsprojekt „Kinderfüße auf dem Prüfstand“ hervor, das der BKK Landesverband Bayern zusammen mit seinen Betriebskrankenkassen (BKK) bayernweit durchführte. Heute wurden die Ergebnisse der Aktionstage und Übungen zur Erhaltung der Fußgesundheit im Kinderkreis Sendling e.V. in München vorgestellt.

Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern: „Viele chronische Folgeerkrankungen, wie Rückenbeschwerden, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen haben ihren Ursprung in den ersten Lebensjahren. Mit der Kinderfußaktion wollen wir Eltern, Kinder und deren Erzieherinnen und Erziehern über den Wert gesunder Füße informieren und ihnen Freude an der Bewegung vermitteln. Unsere Aktionstage haben gezeigt, dass der Aufklärungsbedarf nach wie vor groß ist.“

Die BKK-Aktion „Kinderfüße auf dem Prüfstand“ stand unter der Schirmherrschaft der bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml. Die Ministerin betonte: „Es ist wichtig, Eltern intensiv über Vorsorge-Möglichkeiten für ihre Kinder zu informieren. Das hat auch die BKK-Aktion zu Auffälligkeiten bei Kinderfüßen gezeigt. Ich hoffe sehr, dass sie viele Mütter und Väter daran erinnert, die Passform der Schuhe ihres Kindes immer wieder zu überprüfen. Denn gesunde Füße sind eine wichtige Basis für Freude an der Bewegung, einem elementaren Bestandteil eines gesunden Lebensstils. Dass Kinder schon früh gesunde Lebensweisen erlernen und erleben, liegt mir als Gesundheitsministerin und als Mutter besonders am Herzen. Bereits im vergangenen Jahr hatten wir daher das Thema ‚Kindergesundheit‘ zum Jahresschwerpunkt meines Hauses gemacht.“

Praktisch und spielerisch besuchte ein Aktionsteam von Sportpädagogen und Orthopäden 28 Kindergärten von Hof bis Berchtesgaden und machte viele Ansatzpunkte in punkto Fußgesundheit aus: Jedem zehnten Kind empfahlen die Experten eine Kontrolluntersuchung oder medizinische Beobachtung. Die am häufigsten gestellte Diagnose war der Knick-Senk-Fuß. Dieser ist im Alter bis zu 6 Jahren zwar in aller Regel wenig besorgniserregend, sollte aber beobachtet werden. Die Untersuchungen deckten auch Fehlentwicklungen der Beinstellung und im Gangbild auf: Bei 61 Kindern (6%) wurde ein Einwärtsgang diagnostiziert, bei 24 Kindern X-Beine.

Zweidrittel der Kinder tragen unpassende Schuhe. Zu groß, zu klein, zu steif, zu schwer, luftundurchlässig oder ausgetreten waren die wesentlichen Merkmale. Joachim Lauen, Kinderorthopäde an der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau und beratender Experte im Projekt: „Viele Eltern beachten nicht, dass Kinderfüße schubweise - bis zu drei Größen pro Jahr – wachsen.“ Nicht nur ein passendes Schuhwerk trägt dazu bei, die Fußgesundheit zu erhalten. Auch manifestierte Fehlstellungen haben Auswirkungen auf den gesamten Bewegungsapparat. „Wenn sich Kinder genügend und wenn möglich auch barfuß bewegen, wird die Fußmuskulatur gestärkt.“

Die Präventions- und Aufklärungskampagne wurde im Auftrag der bayerischen Betriebskrankenkassen im Zeitraum April bis September 2016 in 28 Kindergärten Bayerns durchgeführt. 1072 Kinder im Alter von 1 bis 7 Jahren nahmen an dem Präventionsprojekt teil. Dabei wurden die Kinder orthopädisch untersucht und ihre Fuß- und Schuhgrößen abgeglichen. Von einem Sportpädagogen wurden die Kinder zu Bewegungsspielen angeleitet.

Bereits im Jahr 2007 führte der BKK Landesverband Bayern das Projekt im Freistaat mit rund 1.500 Kindern durch. Die Ergebnisse ließen schon damals aufhorchen: Bei jedem fünften Kind wurden an den Füßen Druckstellen und Schwielen, Warzen, Nagelpilz und dergleichen festgestellt und jedes achte Kind war orthopädisch auffällig. Die Zahl der Kinder, die unpassende Schuhe trug, ist mit der Anzahl von 2016 vergleichbar.

Informationen zum Projekt, die aktuelle Studie, Fotos von dem Pressegespräch (ab ca. 12:30 Uhr) sowie Informationsmaterialien zur Fußgesundheit auch in englischer, türkischer und russischer Sprache finden Sie unter: www.bkk-bayern.de

Hinweis: Der Bundesverband für Orthopädie und Unfallchirurgie bietet vom 21. bis 25.11.2016 ebenfalls eine Kinderfußaktion unter dem Motto „Zeigt her eure Füße“ an. Weitere Infos dazu unter www.aktion-orthofit.de.

Der BKK Landesverband Bayern vertritt als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Interessen der Betriebskrankenkassen und ihren Versicherten in Bayern. Aktuell zählt der BKK Landesverband Bayern 17 Betriebskrankenkassen als Mitglieder mit über 3 Millionen Versicherten (Kassensitz). In Bayern selbst leben rund 2,52 Millionen Menschen, die bei einer Betriebskrankenkasse versichert sind. Damit verfügen die Betriebskrankenkassen im Freistaat über einen Marktanteil von gut 23 Prozent.

Wesentliche Ergebnisse der Kinderfußstudie auf einem Blick:

Zahl der Aktionskindergärten in Bayern

28

Anzahl der teilnehmenden Kinder (1-7 J.)

1.072

-          männlich

494

-          weiblich

-          davon unter 3 Jahre

578

110

 

Äußere auffällige Fußmerkmale (16 %)

 

167

-      Druckstellen, Schwielen, Blasen

89

-      Nägel zu lang oder zu kurz

-      Auffällige Zehenstellung

-      Mykosen, Warzen

53

20

5

 

orthopädisch auffällige Kinder (48 %)

 

518

-      flexibler Knick-Senk-Fuß

397

-      unflexibler Knick-Senk-Fuß

4

-      Spreizfuß

9

-      Sichelfuß/Spitzfuß

17

-      X-Beine

24

-      Einwärtsgang

61

-      Wirbelsäule

4

 

Empfehlung zur Gewichtsreduktion (1%)

 

11

 

Anzahl überprüfter Schuhe

 

2.008

-      Anzahl Straßenschuhe

1.072

-      Anzahl Hausschuhe

936

 

Unpassende Schuhe (68 %)

 

1.365

-      Straßenschuhe unpassend

62 %

-      Hausschuhe unpassend

74 %