Kinderwunschprogramm der Betriebskrankenkassen ist erfolgreich

Beinahe jede oder jeder Zehnte zwischen 20 und 50 Jahren in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Betroffene erleben dabei persönliches Leid und das Gefühl von Abwertung, wie die große Querschnittsstudie des Bundesfamilienministeriums aus dem Jahr 2020 ergab.

Oft ist für viele Betroffene der Weg aus der Kinderlosigkeit über die künstliche Befruchtung notwendig. Die Vertragsarbeitsgemeinschaft der Betriebskrankenkassen in Bayern (BKK VAG Bayern) hat mit dem Berufsverband der Reproduktionsmediziner in Bayern bereits 2019 das Programm BKK Kinderwunsch entwickelt, welches auch vom Bundesverband der Reproduktionsmediziner Deutschlands unterstützt wird. Es zeigt im ersten Jahr überdurchschnittliche Erfolge und wird bundesweit angeboten.

Schon im ersten Jahr des Vertragsbestehens konnten 41 Prozent der teilnehmenden Frauen eine Schwangerschaft erzielen. Die Altersgruppe der 35 bis 39-Jährigen war darunter mit 43 Prozent am stärksten vertreten. Die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI - Samenzelle wird direkt in eine Eizelle eingeführt) wird als Kinderwunschverfahren etwa doppelt so häufig angewendet, wie die In Vitro Fertilisation (IVF - Befruchtung der Eizelle im Reagenzglas). Beide Verfahren zeigen sich im BKK Kinderwunsch mit einer Quote von rund 30 Prozent jedoch schon beim ersten Versuch als erfolgreiche Varianten für eine Schwangerschaft.

Die Behandlung mit einer Blastozystenkultur, bei der mehrere befruchteter Eizellen in einer verlängerten Reifezeit heranwachsen, unterstützt den Beginn einer Schwangerschaft offensichtlich. Während den befruchteten Eizellen üblicherweise zwei bis drei Tage bleiben, um sich zu entwickeln, bleiben ihnen über den Vertrag BKK Kinderwunsch mit der Blastozystenkultur fünf Tage. Das verlängerte Verfahren zeigt Erfolge: 55 Prozent der Frauen wurden mit Unterstützung dieses Verfahrens schwanger.

Oft nimmt über eine künstliche Befruchtung der Anteil der Mehrlingsgeburten zu. Bei BKK Kinderwunsch ist der Anteil der Mehrlinge an den Geburten mit gut 9 Prozent vergleichsweise gering. So meldet das Deutsche IVF-Register für das Jahr 2019 eine Gesamtmehrlingsquote von knapp 20 Prozent, also doppelt so viele.

Gerhard Fuchs, Vorsitzender der BKK VAG Bayern: „Die hohe Schwangerschaftsquote bei BKK Kinderwunsch zeigt, dass wir mit dem Vertrag einen echten qualitativen Mehrwert für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch geschaffen haben.“

Die Reproduktionsmediziner Deutschlands freuen sich über die gute Schwangerschaftsquote und insbesondere über die Reduzierung der Mehrlingsrate bei den im Rahmen des Vertrages behandelten Patientinnen.

Unerfüllter Kinderwunsch kann viele Ursachen haben: Ein organischer Hintergrund, hormonelle Störungen, aber auch ungünstige Lebensstilfaktoren und bestimmte Umwelteinflüsse können zu einer Verringerung der Fertilität bei Mann und Frau führen.

Über BKK-Kinderwunsch können Paare über die Leistungen der Regelversorgung hinaus mit einem finanziellen Zuschuss ihrer BKK bei unerfülltem Kinderwunsch rechnen. Verschiedene Zusatzleistungen, wie die Steigerung möglicher Behandlungsversuche von drei auf vier Versuche, der Transfer überschüssig befruchteter kryokonservierter Eizellen aus einer vorgelagerten Stimulationstherapie (Kryozyklus) oder die Blastozystenkultur erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erheblich. Darüber hinaus profitieren Frauen durch die Erhöhung der Altersgrenze von 40 auf 42 Jahre.

Um das Risiko von Mehrlingsschwangerschaften infolge der künstlichen Befruchtung möglichst gering zu halten, werden bei der Behandlung durch die Vertragsärzte maximal zwei anstatt der üblichen drei Embryonen in die Gebärmutter übertragen.

Aktuell beteiligen sich 53 Betriebskrankenkassen bundesweit an dem Vertrag BKK Kinderwunsch; bislang sind 33 Kinderwunschzentren in acht Bundesländern dem Vertrag angeschlossen.