Unser Gesundheitssystem verfügt über viele Stärken, aber auch viele Schwächen: Landauf, landab bemängeln Experten unnötige Operationen, zu viele Krankenhäuser bei gleichzeitigem Mangel an Fachpersonal. Die Bedürfnisse der Patienten geraten zunehmend ins Hintertreffen. Wie gelingt ein Richtungswechsel hin zu einem offenen und unvoreingenommenen Gesundheitssystem zum Wohle der Patienten? Diese Frage diskutieren namhafte Experten am 9. März 2020 auf dem 30. BKK-Tag, zu dem der BKK Landesverband Bayern in München eingeladen hat.
Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern: „Gesundheit im Sinne der Patienten zu gestalten heißt, Mauern zu überwinden. Die Altersstruktur der Ärzte und der Personalbedarf in der Pflege, überflüssige Operationen, profitorientiertes Vorgehen oder ein fraglicher Umgang mit der Vertrauensstellung des Arztes zeigen, dass wir gut daran tun, die Strukturen unseres Gesundheitswesen zu hinterfragen und zu verändern.“ Die Tatsache, wie sehr wir selbst Einfluss auf unsere eigene gesundheitliche Entwicklung nehmen und diese steuern können, werde nach König noch zu wenig in unserem Gesundheitssystem beachtet.
Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität in Berlin, analysiert im internationalen Vergleich die Schwachstellen unseres Gesundheitssystems: Deutschland hat aufgrund seiner Vielzahl an Krankenhäusern ein Qualitätsproblem, so seine Analyse.
Martin Marianowicz, Facharzt für Orthopädie und Spezialist für Rückenleiden in München findet drastische Worte für die bestehende Über- und Fehlversorgung: „Die Operationswut am Rücken in Deutschland ist organisierte Körperverletzung auf Kosten der Versichertengemeinschaft.“Einen Blick über den Tellerrand des Gesundheitswesens liefert Helmut Lind, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank München eG: „Wir stehen am Sterbebett des Kapitalismus.“ Linds Ziel ist es, menschliche Werte in das aktuell amoralische Wirtschaftssystem zu bringen und damit eine wirtschaftliche Permakultur zu schaffen. Die Sparda-Bank München ist seit 2011 ein Pionierunternehmen der Gemeinwohl-Ökonomie und arbeitet aktuell an der 5. Gemeinwohl-Bilanz.
Kann die Gemeinwohlorientierung auch eine Blaupause für das Gesundheitssystem sein? Die anschließende Podiumsdiskussion, die politisch um Bernhard Seidenath (CSU), Mitglied des Landtags und Vorsitzender des Gesundheitsausschuss erweitert wird, geht auch dieser Frage nach. Moderiert wird der BKK Tag von Ursula Heller, Journalistin beim Bayerischen Rundfunk.
Der BKK Tag findet heute, 9. März 2020 von 14.30 bis 17 Uhr mit anschließendem Empfang im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung in München, Lazarettstraße 33, statt.