Neurodermitis: Betriebskrankenkassen erweitern Behandlungsangebot

Von einem atopischen Ekzem, umgangssprachlich auch Neurodermitis, sind in Deutschland gut zehn Prozent der Kinder bis zum Grundschulalter betroffen. Mit der Krankheit geht oftmals viel Leid, aber auch eine finanzielle Belastung der betroffenen Familien einher.

Gründe genug für die BKK Vertragsarbeitsgemeinschaft der Betriebskrankenkassen Bayern (BKK VAG Bayern), das bestehende Gesundheitsprogramm BKK Starke Kids gemeinsam mit der BVKJ-Service GmbH des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) um entsprechende Angebote zu erweitern.

Gerhard Fuchs, Vertragsausschussvorsitzender der BKK VAG Bayern: „Mit dem BKK-Zusatzangebot bei der Behandlung von Neurodermitis stärken wir die Behandlung im Sinne einer verbesserten Krankheitssteuerung zwischen Betroffenen und den Kinder- und Jugendärztinnen und –ärzten.“

Einzigartig ist dabei die Verknüpfung der wohnortnahen Behandlung durch die Ärztinnen und Ärzte mit weiterführenden digitalen Komponenten über die kostenfreie PraxisApp „Mein Kinder- und Jugendarzt“. So werden die Krankheitsprotokolle durch die Eltern leitliniengerecht geführt und der fortlaufende digitale Austausch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt deutlich erleichtert. Über den BKK-Starke-Kids-Chat oder die Videosprechstunde PädHome können Eltern bei Fragen und Komplikationen direkt, schnell und sicher in Kontakt mit ihrer Kinder- und Jugendarztpraxis treten.

Darüber hinaus können die Praxen über PädExpert, das telemedizinische Konsiliarsystem des BVKJ, auf zusätzliche dermatologische Expertise zurückgreifen. Dabei werden sie bei der Diagnostik und Therapie unterstützt oder erhalten eine Einschätzung zu Fragen der Verlaufsbeurteilung des atopischen Ekzems. Für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte werden die Leistungen für Diagnose, Therapie, Aufklärung und Kontrolle im Rahmen des BKK-Zusatzprogramms Neurodermitis extra vergütet.

Neurodermitis kommt spontan und kann jederzeit auch spontan wieder gehen; etwa sechzig Prozent der Betroffenen werden bis zum jungen Erwachsenenalter wieder symptomfrei. Die Krankheit kann mit Cremes und anderen entzündungshemmenden Wirkstoffen behandelt werden: Die Ursachen ihrer Entstehung sind aber noch nicht hinreichend erforscht; auch die Beziehungsebene zwischen Eltern und Kind könnte eine Rolle spielen. Sie ist eine chronische, in Schüben verlaufende Erkrankung, die mit starkem Juckreiz einhergeht. Der Leidensdruck der Betroffenen ist daher enorm. Neurodermitis tritt bei 70-85 Prozent der Erkrankten bis zum 5. Lebensjahr und damit bereits erstmals im Säuglings- oder Kinderalter auf. Für die Betroffenen selbst, aber auch für die Familien ist eine Neurodermitis psychisch sehr belastend. Mit der Erkrankung des Kindes gehen regelmäßig auch hohe Betreuungs- und Rehabilitationskosten für die Familien einher.

Otto Laub, Kinder- und Jugendarzt, Allergologe, Pneumologe aus Rosenheim, und Mitautor des Programms: „Das atopische Ekzem ist nach wie vor die häufigste chronische entzündliche Erkrankung der Haut im Kindes- und Jugendalter. Zwar kann sich das Krankheitsbild im Verlauf oftmals spontan bessern. Aber es finden sich auch immer wieder Erkrankte mit durchaus schwerwiegenden Verläufen in unseren Praxen, die uns vor besondere Herausforderungen stellen. Die Erweiterung von PädExpert um das Tool „Neurodermitis“ gibt uns die Möglichkeit, rasch via Internet einen Expertenrat zu bekommen und damit unseren (kleinen) Patientinnen und Patienten vor Ort weiterzuhelfen.“

Hintergrundinformationen:

  • Leitlinie Neurodermitis [atopisches Ekzem; atopische Dermatitis] Entwicklungsstufe S2k (Stand: 03/2015 in Überarbeitung)
  • Leitlinie Neurodermitis der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V., Entwicklungsstufe 2 (S2), Stand: 04/2008
  • Neurodermitisreport: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Universität  Bremen, 2021