Senioren beim Sehen helfen

Präventionsangebot für Pflegeeinrichtungen in Bayern macht auf die Bedeutung für gutes Sehen im Alter aufmerksam.

Bis ins hohe Alter Zeitung lesen, mobil bleiben, aktiv sein. Wie Bewohner einer Pflegeeinrichtung möglichst lange am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, erfahren Bewohner und Pflegekräfte im Münchener Senioren- und Pflegeheim Vincentinum aktuell durch das Präventionsprogramm des Blindeninstituts Würzburg und verschiedener Pflegekassen in Bayern.

Seit Dezember 2016 gibt es das Präventionsprogramm „Gutes Sehen in Pflegeeinrichtungen“. Das Team des Blindeninstituts Würzburg ist seitdem bayernweit im Einsatz, um auf die Bedeutung für gutes Sehen im Alter aufmerksam zu machen. Ziel der Vorsorgemaßnahmen ist es, Barrieren im Alltag sehbeeinträchtigter und blinder Senioren in Pflegeeinrichtungen abzubauen und ein Bewusstsein für die Bedeutung von gutem Sehen im Alter zu schaffen. Denn wie wichtig dies für nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens ist, wird meistens erst bei einer Abnahme des Sehvermögens im Alter deutlich: Lesen und Schreiben werden trotz Brille mühsam, die Gefahr von Stürzen steigt, selbst das Essen und die Körperhygiene können zu einer Herausforderung werden.

„Von Beginn an wollten zahlreiche Pflegeeinrichtungen am Präventionsprogramm teilnehmen. Beinahe jede Woche besucht das Präventionsteam ein anderes Seniorenheim in Bayern“, berichtet Projektleiterin Sabine Kampmann. „Wir freuen uns sehr über die gute Nachfrage und das Interesse aller Beteiligten an den Vorsorgemaßnahmen.“

Das Senioren- und Pflegeheim Vincentinum, 1857 als erstes Münchener Seniorenheim gegründet, ist die erste Einrichtung in der Landeshauptstadt, die am Präventionsprogramm teilgenommen hat. In der Stadt München haben daneben bereits das BRK-Seniorenwohnen Kieferngarten und das Heim für blinde Frauen sowie im Landkreis München das Seniorenzentrum „Wohnen am Schlossanger“ in Höhenkirchen-Siegertsbrunn mitgemacht.

Im Beratungs- und Kompetenzzentrum Sehen und Kommunikation des Blindeninstituts Würzburg wurde ein interdisziplinäres Präventionsteam zusammengestellt, um auf die spezifischen Anforderungen in den Pflegeeinrichtungen einzugehen. Im Rahmen des Programms erhalten sehauffällige Bewohner eine Überprüfung der Sehfunktion, werden ausführlich beraten und können Sehhilfen und Hilfsmittel ausprobieren. Auch bei Menschen mit Demenz können mithilfe von non-verbalen Sehtests aussagekräftige Ergebnisse über deren Sehvermögen gewonnen werden.

Um Vorsorgemaßnahmen im Bereich Sehen dauerhaft in den teilnehmenden Senioreneinrichtungen zu verankern, richtet sich das Programm aber nicht nur an die Bewohner und deren Angehörige, sondern auch an die Leitungsverantwortlichen und die Fach- und Pflegekräfte. Mithilfe von Mitarbeiterfortbildungen, einer Begehung im Hinblick auf Barrierefreiheit und einer ausführlichen Beratung soll die Entwicklung hin zu einer „sehgerechten“ Einrichtung angestoßen werden. Die Experten des Blindeninstituts unterstützen das Leitungspersonal auch beim Aufbau eines regionalen Netzwerks. Denn der Kontakt zu Augenärzten, Optikern, Rehabilitationsfachkräften und Selbsthilfevereinigung in der Region sorgt langfristig für eine optimale Versorgung der Bewohner rund um das Sehen.

„Gerade in Pflegeheimen sind Vorsorgemaßnahmen essentiell, um die Bewohner in ihrer Alltagskompetenz zu stärken“, sagt Kerstin Ludewig, Abteilungsleiterin im BKK Landesverband Bayern als Vertreterin der beteiligten Pflegekassen. „Daher unterstützen wir das Programm ‘Gutes Sehen’ als erstes kassenübergreifendes Präventionsprogramm dieser Art.“

Die Teilnahme an dem Programm ist für vollstationäre Pflegeeinrichtungen kostenfrei. Die Kosten übernehmen die beteiligten Pflegekassen der AOK Bayern, des BKK Landesverbandes Bayern, der IKK classic, der Knappschaft, der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau – SVLFG als Landwirtschaftliche Pflegekasse und der Kaufmännischen Krankenkasse KKH.

Auslöser für die nun startende Präventionsmaßnahme der beteiligten Pflegekassen in Bayern waren die alarmierenden Untersuchungsergebnisse eines Modellprojektes. Jeder dritte Bewohner, der an der wissenschaftlichen Studie teilgenommen hatte, galt demnach als sehbehindert, bei jedem Fünften lag eine akut behandlungsbedürftige Augenerkrankung vor. Das Modellprojekt zeigte jedoch auch, dass viele Bewohner durch eine regelmäßige Sehüberprüfung, eine Anpassung der Brillenschärfe, eine bessere Beleuchtung und entsprechende Hilfsmittel wieder deutlich besser sehen konnten und dadurch im Alltag gestärkt wurden.

Vollstationäre Pflegeeinrichtungen, die teilnehmen möchten, finden alle Informationen dazu auf der Webseite der Blindeninstitutsstiftung unter: www.blindeninstitut.de/gutes-sehen


Ansprechpartner für die Medien:
Für das Blindeninstitut Würzburg:
Carolin Gachstetter, Öffentlichkeitsarbeit
Blindeninstitut Würzburg, Ohmstraße 7, 97076 Würzburg
Tel: 0931/2092-2323, E-Mail: carolin.gachstetter(at)blindeninstitut(.)de

Für das Senioren- und Pflegeheim Vincentinum München:
Karl Wagner, Einrichtungsleitung
Oettingenstraße 16, 80538 München
Tel: 089/216 66-55 55, E-Mail: wagner(at)vincentinum(.)de

Für die beteiligten Pflegekassen:
BKK Landesverband Bayern
Manuela Osterloh, Pressesprecherin
Züricher Str. 25, 81476 München
Tel.: 089/74579-421, E-Mail: presse(at)bkk-lv-bayern(.)de