Therapiefreiheit versus Therapiebeliebigkeit

Bayerischer BKK Tag: Medizinische Entscheidungen zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Das Treffen medizinischer Entscheidungen ist komplex: Angefangen von subjektiven Vorstellungen von Arzt und Patient bis hin zu vielfältigen wirtschaftlichen Interessen der Akteure. Besonders schwer wiegt das Thema Kommunikation, das in der medizinischen Ausbildung noch viel zu kurz kommt. Folglich werden viel zu oft zweifelhafte Behandlungspfade eingeschlagen. Welche Rolle kann und darf der Arzt einnehmen? Und wie gelingt es Patienten, selbstbestimmt zu handeln, wenn es um ihre Gesundheit geht? Diesen Fragen gehen heute Experten beim BKK Tag im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung in München nach.

Zur Eröffnung erklärt Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern: „Therapiefreiheit ist ein hohes Gut, das ausschließlich der Gesundheit der Patienten dienen sollte. Aktuell wird unsere medizinische Versorgung aber von vielen anderen Einflussfaktoren getrieben. Die Folge: Häufig wird zu schnell und zu viel behandelt. Wenn die Behandlungsfreiheit nicht zur Behandlungsbeliebigkeit verkommen soll, müssen wir intensiv in die Arzt-Patienten-Kommunikation investieren und uns auch zugestehen, dass teure Über- und Fehlversorgung Realität ist, die es zu verändern gilt.”

Ob und welche Lösungsmöglichkeiten es in Richtung einer zielgerichteten und patientenorientierten Versorgung gibt, beleuchten die folgenden Referenten: Martin Härter, Direktor Institut und Poliklinik für medizinische Psychologie am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, zeigt auf, nach welcher Logik medizinische Entscheidungen getroffen werden. Der Arzt und Kolumnist Bernd Hontschik stellt provokant fest, dass die Ökonomisierung zur Übermacht von Betriebswirten im medizinischen Versorgungsalltag führt: „Die Krankheit ist Gegenstand eines Programms“. Wie eine gute Kommunikation nach dem Motto: „Gute Gespräche dauern nicht länger als schlechte Gespräche“ den medizinischen und pflegerischen Alltag verbessern und effizienter machen kann, ist das Thema von Matthias Volkenandt, Arzt, Theologe und Geschäftsführender Gesellschafter der MedKom Akademie in München.

Die anschließende Podiumsdiskussion wird erweitert um die CSU-Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner und den FDP-Bundestagsabgeordneten Andrew Ullmann, die beide dem Gesundheitsausschuss angehören. Moderiert wird der BKK-Tag von der Wissenschaftsjournalistin Iris Zink.