Ungesunde Gesundheitsberufe

Alten- und Krankenpfleger in Bayern mit hohem Krankenstand. Mitarbeiter in Gesundheitsberufen weisen bundes- und bayernweit überdurchschnittliche Fehlzeiten auf. Besonders häufig melden sich Alten- und Krankenpfleger krank, psychische Belastungen sind dabei oft der Krankheitstreiber.

Mit Angeboten der betrieblichen Gesundheitsförderung kann der Krankenstand vermindert werden. Dies geht aus einer Auswertung der Arbeitsunfähigkeitsstatistik und einer Umfrage des Dachverbands der Betriebskrankenkassen (BKK) hervor. Der BKK Landesverband Bayern hat sich die Daten für den Freistaat genauer angesehen.

In Bayern sind alle Beschäftigten jährlich durchschnittlich 14,6 Tage krank, im Gesundheitswesen liegen die Fehltage durchschnittlich jedoch bis zu 6,3 Tagen darüber. So fehlen Beschäftigte in Pflegeheimen durchschnittlich 20,9 Tage. Mitarbeiter der sozialen Betreuung bleiben 18,7 Tage der Arbeit fern, Arbeitnehmer in Krankenhäusern liegen mit durchschnittlich 16,6 Fehltagen noch 1,9 Tage über dem Bundesdurchschnitt.

Eine bundesweite Umfrage bestätigt, dass die betriebliche Gesundheitsförderung einen hohen Krankenstand reduziert. Denn eine gute bis sehr Arbeitsfähigkeit wird vorrangig in Unternehmen erreicht, die ihren Mitarbeitern entsprechende Angebote bieten. Knapp zwei Drittel aller 2000 Befragten halten die Förderung von Gesundheit an ihrem Arbeitsplatz für sehr wichtig. In der Alten- und Krankenpflege ist der Bedarf besonders hoch. Hier sind es jeweils sogar über 80 Prozent.

Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern: „Pflegearbeit kann körperlich und psychisch sehr belastend sein. Ich bin froh, dass wir für Menschen, die in der Pflege arbeiten, hochwirksame Möglichkeiten haben, die Gesundheit zu beeinflussen. Speziell zur psychischen Gesundheit in Unternehmen haben wir viele Informationen zusammengestellt, denn die betriebliche Gesundheitsförderung zählt zu einer unserer Kernkompetenzen.“

Besonders auffällig ist der hohe Krankenstand in Gesundheitsberufen infolge psychischer Belastungen: Allein 4,1 Arbeitsunfähigkeitstage, doppelt so häufig wie bei den Beschäftigten insgesamt, melden sich Mitarbeiter in der Altenpflege mit psychischem Befund krank. Auch das Personal in der Gesundheits- und Krankenpflege liegt mit 2,9 Tagen bei psychischen Erkrankungen über dem Durchschnitt der Beschäftigten mit zwei Tagen in Bayern. Der BKK-Umfrage zufolge schätzen knapp 43 Prozent der Altenpfleger ihre eigene Arbeitsfähigkeit aufgrund der psychischen Belastungen als schlecht ein. Bei den Krankenpflegern gilt dies bei 28 Prozent der Befragten, bei allen Beschäftigten sind es 21 Prozent.

Deutliche Unterschiede zwischen den Berufsgruppen gibt es auch bei der Inanspruchnahme von stationären Behandlungen: Auf 1.000 Beschäftige in (Pflege-)Heimen entfallen im Jahresdurchschnitt 1.273 Krankenhaustage, 357 Tage über dem Durchschnitt aller Beschäftigten. Auch der Arzneimittelverbrauch ist in Pflegeberufen ausgeprägt. So liegen die verordneten Arzneimittel-Tagesdosen bei den Pflegekräften um knapp 22 Prozent über dem Schnitt aller Beschäftigten in Bayern.

Für Bayern gingen in die Auswertung Arbeitsunfähigkeitsdaten von 1,02 Millionen Beschäftigten ein. Darunter knapp 80 Tausend, die in medizinischen und nichtmedizinischen Berufen, wie z.B. der Alten- und Krankenpflege, beschäftigt sind. Ein 4-seitiges Regionaldossier Bayern ist als Anlage zu dieser Presseinfo beigefügt.

Zur Gesundheit der Beschäftigten befragte die Statista GmbH im Auftrag des BKK Dachverbands im Februar 2017 deutschlandweit 2000 Beschäftigte. Eine Kurzzusammenfassung der Studie liegt dieser Presseinfo bei.

Viele Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung sind in der BKK-Broschüre „Auf dem Weg zum gesunden Unternehmen“ zusammengestellt.  Zusätzlich unterstützt ein neues Informations- und Beratungsportal vor allem kleine und mittlere Einrichtungen dabei, gesundheitsfördernde Maßnahmen aufzubauen.