Europäischer Gesundheitskongress 2025
Die Innovationsbremse lösen – Brücken bauen zwischen Projekt und Regelversorgung
Unzählige Beispiele aus dem weiten Feld der technischen Innovationen belegen, Deutschland war über Generationen hinweg ein Land der Erfinder und Innovatoren. Auch heute machen vor allem junge Existenzgründer mit spektakulären Ideen und Produktinnovationen auf sich aufmerksam. Nicht zuletzt im Gesundheitswesen ist der Schub an innovativen Ideen nach wie ungebrochen. Das Kernproblem bleibt der Transfer dieser Ideen in die Versorgungsrealität.
Welche zentralen Innovationsbremsen die Übersetzung von Gesundheitsinnovationen in konkreten Patientennutzen aktuell behindern und welche Möglichkeiten es gäbe, diese Bremsen zumindest zu lockern, darüber diskutierten ausgewiesene Experten aus der Wissenschaft, der Gründerszene und der Krankenkassen im Rahmen eines vom BKK Landesverband Bayern organisierten Symposiums am 21. Oktober 2025 auf dem 24. Europäischen Gesundheitskongress in München.
Die Betriebskrankenkassen sind als innovative Kassenart bekannt, wie der Moderator der Veranstaltung, Prof. Dr. Andreas Beivers, ausführte. Ein aktuelles Beispiel dafür ist das Projekt MoVe-it, das von der Mobil Betriebskrankenkasse ins Leben gerufen wurde und das auch der BKK Landesverband Bayern neben zahlreichen weiteren Projekten als Konsortialpartner im Rahmen des Innovationsfonds unterstützt.
Ziel von MoVe-it ist es, die leitliniengerechte Versorgung von Schlaganfallpatienten mit Spastiken zu verbessern, wie die Medizinerin Dr. Sarah Rudolph erläuterte. Sie leitet das Projekt bei der Mobil Krankenkasse. Das Projekt ist zum 1. Oktober 2025 offiziell gestartet und findet aufgrund der zu erwartenden Erkenntnisse für die Verbesserung der Schlaganfallversorgung große Beachtung.
Wie geht es jungen Innovatoren und Unternehmensgründern in Deutschlands Gesundheitswesen?
Dr. Lorenz Grünerbel, Gründer und CEO von SoreAlert, wünscht sich mehr Agilität im Gesundheitswesen – sowohl für die Innovationsförderung, als auch für die Implementation von Innovationen im deutschen Gesundheitswesen insgesamt. SoreAlert hat die Dekubitusprophylaxe durch kontinuierliches Gewebemonitoring zum Geschäftsmodell gemacht und dafür ein technisches Pflaster entwickelt. Das Produkt basiert auf einem Forschungsprojekt, das vor fünf Jahren gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut und anderen entwickelt wurde.
Die enorme Regulierung in Deutschland koste sehr viel Geld und Zeit, stellte der Gründer fest. Er bemängelte außerdem, dass es in Deutschland sehr schwierig sei, an Patientendaten zu kommen, was die Innovationsforschung zusätzlich erschwere. Gerade am Anfang einer Produktentwicklung hält er es für wichtig, dass Unternehmen und Krankenkassen intensiver zusammenarbeiten und aus ihrer jeweiligen Position die Produktentwicklung mitdenken. Grünerbel lobte in diesem Zusammenhang die BKK als besonders innovationsfreudig.
Bild, v. links: Dr. Lorenz Grünerbel, Prof. Martin Dietrich, Dr. Ralf Langejürgen.
Am Ende der Veranstaltung im bis auf den letzten Platz besetzten Tagungsraum stand fest:
Bei aller Innovationskraft mangelt es in Deutschland nach wie vor an durchschlagskräftigen Transferprozessen. Der Erfinder- und Ideenreichtum ist gewaltig. Leider erreichen, so das Resümée des Moderators Professor Beivers, am Ende des Prozesses „zu wenige Kaulquappen das Froschstadium“. Dass sich das ändert, dazu leistete das BKK-Symposium einen wichtigen Beitrag.


