Doch die Krankenkassenfinanzierung steht derzeit auf einem brüchigen Fundament. Zum Jahreswechsel 2025 kam es in der gesetzlichen Krankenversicherung über alle Kassenarten hinweg zu einem historischen Beitragssprung. Insgesamt wirkt sich die kostenintensive Entwicklung der Sozialversicherungsausgaben auf den Wirtschaftsstandort Deutschland aus, weshalb in der nächsten Legislaturperiode dringend gegengesteuert werden muss.
Welche Wege seitens der Politik eingeschlagen werden müssten, um auch künftig eine solide Kassenfinanzierung zu garantieren, besprachen im Rahmen eines politischen Austauschs Alois Rainer, Mitglied des Bundestages (MdB), Dr. Ralf Langejürgen, Vorstand BKK Landesverband Bayern und Christian Pröbster, Vorstand der BKK Faber Castell & Partner am 18. Februar 2025 in Regen. Die Basis für das Gespräch lieferte eine zahlenbasierte Aufarbeitung zur Kassenfinanzierung durch den BKK Landesverband Bayern.
Dessen Vorstand, Dr. Ralf Langejürgen, erklärt: „Hauptgrund für die steigenden Zusatzbeiträge sind massive Ausgabenerhöhungen in besonders kostenintensiven Bereichen wie der Krankenhaus- und Arzneimittelversorgung. Auch teure Gesetzesvorhaben ohne Zusatznutzen für die Versicherten und die anhaltend hohe Belastung der GKV mit versicherungsfremden Leistungen treiben die Ausgaben und müssen über Zusatzbeiträge finanziert werden. Die Beitragszahler könnten durch kurzfristige gesetzgeberische Maßnahmen jährlich um gut 21 Milliarden Euro entlastet werden, das entspricht gut 1,1 Prozentpunkten. Der Staat muss endlich seiner Verantwortung für die Finanzierung versicherungsfremder Leistungen gerecht werden.
Strukturelle Defizite unseres Gesundheitssystems müssen wir endlich aktiv angehen. Dazu gehören kostenintensive Doppelstrukturen, die in Arztpraxen und Kliniken parallel vorgehalten werden, aber auch Überkapazitäten bei Krankenhausbetten. Schwer wiegen auch die Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel. Bei einem Anteil von 11 Prozent am Verordnungsvolumen stehen sie für rund 56 Prozent der Arzneimittelausgaben.
Zusätzlich geht die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben in der GKV von Jahr zu Jahr weiter auseinander. Diese Entwicklung kann nur über eine einnahmeorientierte Ausgabenpolitik gestoppt werden. Im Interesse der beitragszahlenden Versicherten und ihrer Arbeitgeber kann die Devise deshalb in Zukunft nur lauten: Das Geld muss wieder strikt der Leistung und damit einer konsequent auf die Gesundheit der Versicherten fokussierten Versorgung folgen.“
Christan Pröbster appelliert an die Politik, entsprechende Reformen dazu nach der Bundestagswahl zügig umzusetzen, um weiteren Beitragssatzerhöhungen zuvorzukommen: „Versicherte dürfen nicht weiter höher und höher belastet werden. Genügend Empfehlungen, wo Reformen ansetzen können, gibt es. Alle diese Vorschläge zielen darauf ab, Einnahmen und Ausgaben in das richtige Verhältnis zu bringen, dabei aber nicht in den Wettbewerb zwischen Krankenkassen einzugreifen. Als Vorstand einer gut wachsenden, sehr wirtschaftlich arbeitenden Betriebskrankenkasse stehe ich hinter Krankenkassenvielfalt und Wettbewerb, der für Versicherte das freie Krankenkassenwahlrecht sichert.“
Alois Rainer will die Lösungsansätze im Deutschen Bundestag platzieren und betont: „Ich stehe zur Vielfalt unserer Kassen und zum Wettbewerb in der GKV. Denn davon profitieren die Menschen in der Versorgung. Unsere Bürger brauchen vor Ort in der Region einen kompetenten Ansprechpartner.“