Seitenwechsel: Von Krankenhaus und Pharmaindustrie zur Ge

Seitenwechsel: Von Krankenhaus und Pharmaindustrie zur Ge

Eine Viertelstunde, zwei Kaffee und fünf Fragen – mit den gewohnten Zutaten freue ich mich auf das Sommerinterview mit meinem Kollegen Moritz Müller. Sein Interesse für das Gesundheitswesen entdeckte er bereits während seines Zivildienstes in einer Bamberger Klinik.

Seitenwechsel: Von Krankenhaus und Pharmaindustrie zur Gesundheitspolitik

Eine Viertelstunde, zwei Kaffee und fünf Fragen – mit den gewohnten Zutaten freue ich mich auf das Sommerinterview mit meinem Kollegen Moritz Müller. Sein Interesse für das Gesundheitswesen entdeckte er bereits während seines Zivildienstes in einer Bamberger Klinik.

Eine pflegerische Berufsausbildung und zwei Managementstudiengänge im Gesundheitswesen folgten. Inzwischen ist Moritz Müller beim Landesverband der Bayerischen Betriebskrankenkassen gleich für zwei Bereiche tätig: Als Referent setzt er sich in der Abteilung Versorgungsmanagement für Selektivverträge ein und unterstützt parallel die Verbandsarbeit in der Stabsstelle Politik und Strategie.

Womit beginnen Sie Ihren Arbeitstag?

Als Morgenmensch bin ich gerne früh im Büro. Wichtig ist mir als erstes ein Blick in meine verschiedenen Postfächer und in meinen Terminkalender: Was ist neu reingekommen? Was benötigt eine schnelle Reaktion? Wo braucht es eine Abstimmung und welche Termine stehen an? Steht dann das Grundgerüst für meine Tagesplanung, schaue ich für ein kurzes "Guten Morgen" bei meinen Kolleginnen und Kollegen vorbei. Das ist dann gleich ein bisschen Frühsport, denn ich muss hierfür in verschiedene Etagen, um die Mitarbeiter/-innen beider Bereiche zu besuchen.

 

Wie erklären Sie Ihr Aufgabengebiet einem 12-Jährigen?

Ich arbeite im Verband in zwei ganz unterschiedlichen Aufgabengebieten. Beiden ist eines gemeinsam: Alles, was wir tun, soll letztlich die optimale Versorgung der Menschen ermöglichen, die bei einer der Bayerischen Betriebskrankenkassen versichert sind.

In der Stabsstelle Politik und Strategie geht es vor allem darum, gemeinsam mit meinen Kollegen gesundheitspolitische Entwicklungen zu verfolgen, Trends zu erkennen und zu überlegen, was sich daraus für unsere Betriebskrankenkassen entwickeln könnte. Wir arbeiten dabei eng und offen mit den Mitgliedskassen zusammen, sind Ansprechpartner für ihre Fragen und Wünsche und treffen uns regelmäßig mit ihnen. Um die Interessen der Betriebskrankenkassen gut zu vertreten, führen wir auch regelmäßig Gespräche mit Politikern in Bayern und im Bundestag und organisieren eigene Veranstaltungen für Kassen, Politiker und weitere Gäste aus dem Gesundheitswesen.

In der Abteilung Versorgungsmanagement kümmern wir uns gemeinsam mit unseren Mitgliedkassen darum, besondere Versorgungsvereinbarungen abzuschließen. Durch diese sogenannten Selektivverträge erhalten unsere Versicherten beim Arztbesuch Zusatzleistungen, die sie dabei unterstützen, möglichst lange möglichst gesund zu bleiben. Wir sorgen auf diese Weise dafür, dass eine Mitgliedschaft bei Betriebskrankenkassen besonders attraktiv ist.

Was ist das Spannendste an Ihrem Job?

Das Spannendste ist sicherlich die große Bandbreite an Themen, die das Gesundheitswesen mit sich bringt. Durch meine Arbeit in zwei Bereichen bekomme ich unglaublich viele Einblicke und lerne täglich Neues. Ebenso interessant: Die vielfältigen Kontakte, die ich im Rahmen der täglichen Arbeit oder bei gesundheitspolitischen Veranstaltungen mit Kollegen, Politikern und vielen anderen Akteuren im Gesundheitswesen in ganz Deutschland knüpfen kann. Im komplexen Themenfeld Gesundheitswirtschaft gibt es viele Herausforderungen und keine einfachen Antworten. Daher bin ich mir auch sicher, dass es mir auch auf lange Sicht nicht langweilig werden wird.

Stellen Sie sich vor, Sie sind Gesundheitsminister. Was packen Sie zuerst an?

Ein wichtiges Thema, das mir auch deshalb besonders am Herzen liegt, weil ich eben nicht nur die Krankenkassenseite kenne, sondern auch für einen großen Klinikbetreiber und im Pharmabereich tätig war, ist die Qualität! Hier gibt es im Gesundheitswesen tatsächlich in nahezu allen Bereichen noch Luft nach oben.

Nehmen wir als Beispiel einfach einmal die Krankenhäuser: Sie bräuchten in einem ersten Schritt eine wesentlich bessere Ausstattung an Personal, damit die guten und engagierten Mitarbeiter in ihrer täglichen Arbeit nicht zerrieben werden, sondern genügend Zeit bekommen, um Qualität wieder stärker im Arbeitsalltag erbringen zu können. Im Moment gibt es in der ambulanten wie in der stationären Pflege neben den richtig guten Anbietern am Markt leider auch solche, die einfach nur unterdurchschnittliche Rahmenbedingungen und Ergebnisqualität bieten. So ist Qualität natürlich nicht möglich. Es fehlt insgesamt ein echter Qualitätswettbewerb und auch eine entsprechende Qualitätstransparenz für Versicherte. Auch hier könnte man mehr tun.

Ein Beispiel, wie es besser gehen könnte, liefert die Pharmaindustrie. Hier gibt es besonders strenge Reglementierungen mit engmaschigen Kontrollen und bei Verstößen wird hart durchgegriffen. Sicherlich lässt sich das Modell nicht eins zu eins auf alle anderen Bereiche des Gesundheitswesens übertragen und mir ist klar, dass Veränderungen nicht von heute auf morgen passieren. Aber dieses Thema stünde an der Spitze meiner Agenda.

Außerdem würde ich alle Akteure im Gesundheitswesen ermutigen, immer wieder über den Tellerrand zu schauen, um zu sehen, wie andere Branchen mit Herausforderungen umgehen. Wer gerne schon einmal damit beginnen möchte: Viele inspirierende Anregungen finden sich in diesem überaus spannenden Buch: undefinedNeuvermessung der Gesundheitswirtschaft.

Womit schließen Sie Ihren Arbeitstag ab und welche Aufgabe wartet direkt nach unserem Interview auf Sie?

Gleich nach unserem gemeinsamen Kaffee habe ich eine Besprechung zu einem neuen Selektivvertrag, von dem wir uns viele Verbesserungen für unsere BKK-Versicherten versprechen. Und heute Abend werde ich sicherlich noch einmal meinen Outlook-Kalender überfliegen und überlegen, was ich als erledigt abhaken kann und was noch offen ist. Nach einem abschließenden Blick auf die Termine des kommenden Tages starte ich dann für heute zufrieden in den Feierabend.

 

Kommentare zum Blogartikel

Keine Kommentare

Kommentar schreiben

Schreiben Sie einen Kommentar zu diesem Blogeintrag

Bitte beachten Sie dabei diese Hinweise.

* Diese Felder sind erforderlich

zurück zur Übersicht

Manuela Osterloh

Leiterin Stabsstelle Kommunikation