Ärztliche Bedarfsplanung neu justieren

Bayerische BKK-Chefin fordert Auseinandersetzung mit Überversorgung – In Bayern sind rund 26 Tausend Ärzte und Psychotherapeuten in einer Praxis tätig. Es gibt vereinzelt unterversorgte, aber auch eine Vielzahl an überversorgten Regionen im Freistaat.

Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern, anlässlich einer Beratung bei der Bayerischen Ärztekammer zum Thema Ärztenachwuchs: „Wo Ärztemangel besteht, muss er abgebaut werden. Auch das Thema überversorgte Regionen müssen wir aus der Tabuzone holen. Beides kann schädlich für Versicherte sein. Die Bedarfsplanung und alle gut gemeinten Struktur- und sonstigen Förderprogramme müssen immer beide Seiten der Medaille im Blick haben. Um dies gewährleisten zu können, muss der Gesetzgeber das Mitspracherecht der Krankenkassen stärken.“

Aktuell werden in Bayern 325 Planungsbereiche geführt, die mit einem Versorgungsgrad von 140 Prozent und mehr als stark überversorgt gelten. Betroffen sind 16 Arztgruppen, darunter überwiegend Chirurgen, Orthopäden, Hautärzte, aber auch Psychotherapeuten. Dem gegenüber stehen 38 Planungsbereiche, die Indizien einer drohenden Unterversorgung zeigen; rund 70 Prozent betreffen die hausärztliche Versorgung. Sigrid König: „Auf jeden rechnerisch gefährdeten Versorgungsbereich kommen acht massiv überversorgte Bereiche. Wenn wir die Versorgung regional stärken wollen, müssen wir den Mut für Strukturveränderungen auf versorgungsschwachen und versorgungsstarken Seiten haben.“

Dabei sind die Regeln und Kriterien, nach denen über- und unterversorgte Planungsbereiche bewertet werden, höchst umstritten. Gilt eine Region aufgrund der Bevölkerungs- und Ärztestruktur als überversorgt und kommt es bei der anschließenden Bewertung in den Zulassungsgremien zum Patt, gilt ein Antrag auf Nachbesetzung als genehmigt. Ein systematischer Fehler, stellt BKK-Chefin König fest.