Gesetzliche Krankenversicherung: Paradoxer Krankenkassenfinanzausgleich – Bayerische BKK-Chefin hinterfragt Systematik

Die Systematik des morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) gehört nach Ansicht des BKK Landesverbandes Bayern auf einen grundsätzlichen Prüfstand.

Momentan erhalten Krankenkassen mit vielen kranken Versicherten häufig mehr aus dem Gesundheitsfonds als sie für die Versorgung benötigen. Krankenkassen, die zusammen mit ihren Trägerunternehmen durch Betriebliches Gesundheitsmanagement gezielt in die Gesundheit ihrer Versicherten investieren, erhalten dagegen paradoxerweise die Ausgaben für ihre Versicherten aus dem Ausgleichstopf teilweise nicht gedeckt.

Paradox ist dieses System nach Ansicht des BKK Landesverbandes Bayern, weil es zwischenzeitlich gut gesicherte Erkenntnisse für einen anderen Umgang mit chronischen Krankheiten gibt: So beweist der Wissenschaftszweig der Psychoneuroimmunologie seit Jahren, dass dauerhafter Stress Ursache vieler chronischer Krankheiten wie Depression, Krebs oder Diabetes Typ 2 ist. Denn andauernder Stress führt zu einem erhöhten Cortisolspiegel, der wiederum zu erhöhter Entzündungsneigung und zur Schwächung des Immunsystems führt.

Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern: „Leider werden diese Zusammenhänge in der medizinischen Praxis viel zu wenig beachtet. Die Betriebskrankenkassen, die zusammen mit ihren Trägerunternehmen  beim Abbau von Stressoren für die Beschäftigten aktiv sind, sind der Entwicklung einen großen Schritt voraus und tragen enorm zur Gesunderhaltung der Versicherten bei. Dass gerade diese Kassen im Finanzausgleich wettbewerbsverzerrend benachteiligt werden, ist ein besonders zynischer Akt der Politik.“

Die bayerische BKK-Chefin fordert daher, den Blick im Krankenkassenfinanzausgleich auch auf die Gesundheit der Versicherten zu weiten: „Der ausschließliche Blick auf die Morbidität schränkt unseren Handlungsspielraum in Punkto Gesundheitsförderung ein.“

Der BKK Landesverband Bayern vertritt als Körperschaft des öffentlichen Rechts die Interessen der Betriebskrankenkassen und ihren Versicherten in Bayern.  Aktuell zählt der BKK Landesverband Bayern 16 Betriebskrankenkassen als Mitglieder mit über 2,8 Millionen Versicherten (Kassensitz). In Bayern selbst leben über 2,4 Millionen Menschen, die bei einer Betriebskrankenkasse versichert sind. Damit verfügen die Betriebskrankenkassen im Freistaat über einen Marktanteil von 23 Prozent.